Hund und Norwegen

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may_may
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von may_may »

Ich komme gerade aus Norwegen und war schon verwundert, wie man dort mit Hunden umgeht... Habe deshalb auf diesem Forum nach Erklärungen gesucht und bin zu folgenden Ergebnissen gekommen.

1. Hunde haben einen anderen Stellenwert als in Deutschland. In Norwegen "gehören" sie zwar zu vielen Familien, sind aber nur selten/bedingt "Sozialpartner", sondern auch "da". Man geht eher pragmatisch mit ihnen um, dazu gehört auch Gassigehen. Die HalterInnen dulden aber keinerlei Kontaktaufnahme zu anderen Hunden und reagieren oft sehr unsicher und distanziert. In der Tat werden die Tiere hektisch voneinander weggezerrt.

2. Leinenzwang besteht zwischen April und Oktober generell und überall (wir haben uns auch nicht dran gehalten!) und auch in den abgelegendesten Gegenden wird man immer wieder durch Schilder darauf hingewiesen. Auch Menschen sprechen dich sofort (unfreundlich und zurechtweisend!) an, wenn sie sehen, dass dein Hund (der sofort abrufbar ist!) nicht an der Leine ist.

3. Schon wegen der (neuen) Einreisebestimmungen (2 X Wurmkur!) schließe ich darauf, dass die Angst besteht, Hunde könnten Wildtiere reißen und sich mit z.B. mit Würnern oder Tollwut infizieren und diese dann unter der Bevölkerung verbreiten.

Insgesamt sind NorwegerInnen ja tolerant, aber gegenüber Hunden eher ablehnend, was das Hundehalterherz nicht gerne sieht.
Schade! Aber bewundert werden sie doch (jedenfalls unsere Shepard-Hündin :-)
Gudrun
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Gudrun »

@may_may: Ich, als Hundehalterin, bin sehr verwundert, wie man(che) in D mit Hunden umgeht (umgehen). Hunde werden als Sozialpartner gesehen und behandelt. Dabei haben sie eigene Bedürfnisse, die von denen ihrer menschlichen Partner abweichen dürften.
Trotz Leinenzwang von März bis Mitte Juli in unserem Bundesland laufen Hunde frei durch Wald und Flur, auch in abgelegenen Gebieten. Schon mal an Bodenbrüter und Jungtiere gedacht, die wir Menschen nicht bemerken, unsere Hunde aber sofort? Da hilft dann auch kein abrufen.

Hunde, die nur an der Leine geführt werden, kennen natürlich keine Artgenossen. Da weiß man nie, wie die Tiere aufeinander reagieren. Deshalb vielleicht das "hektische Wegzerren".
Dass sich ein Land, in dem es keinen Hundebandwurm gibt, aber viel freie Natur, gegen das Einschleppen solcher schützt, sollte verständlich sein. Das Land schützt sich auch gegen das Einschleppen von Braunfäule bei Kartoffeln, indem es deren Einfuhr verbietet.

Viele Touristen versuchen, die Gesetze und Regeln des Gastlandes zu respektieren, auch wenn sie die nicht verstehen. Sie wollen, dass sie gern im Land gesehen werden. (Brrrr, wie moralisch...- aber das musste jetzt mal raus.)

Grüße Gudrun
Pfalzcamper
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Pfalzcamper »

@may_may: Du meinst also, weil Du mal eben in Norwegen warst, kannst Du solch eine pauschale Aussage treffen? :roll:

Wir wurden mit unserem Hund nach mehreren Urlauben in N nirgends schief angesehen. Vielleicht lags daran, dass wir dem Wunsch nach Leinenzwang nachkamen, um die Vorschriften anderer Laender zu respektieren.

Somit steht es jetzt statistisch in Pauschalaussagen 1:1 :D


Edit: da war Gudrun schneller, aber beides trifft des "Pudels Kern" :wink:
Zuletzt geändert von Pfalzcamper am Di, 31. Jul 2012, 9:34, insgesamt 1-mal geändert.
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wayko
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von wayko »

Gut geschrieben, Gudrun :D

Allerdings muß ich gestehen, daß auch ich mich nicht zu 100% an die Leinenpflicht halte. "Leinen los" heißt es bei mir, wenn getobt wird. Das ist (wie zuletzt in Schweden) meist ein leerer Parkplatz oder eine übersichtliche Fläche, wo er einfach mal rennen kann.

Ebenfalls ohne Leine ist er, wenn wir mit dem WoMo irgendwo stehe. Da endet sein Revier aber nach 10m, d.h. er bleibt immer innerhalb dieser Zone. Haben wir ihn nicht zu 99,99% unter Kontrolle (100% gibt es nicht) , weil wir z.B. gerade im WoMo kochen oder im See sind, kommt er halt an die Lange Schleppleine.

Gehen wir spazieren, sind unter Menschen oder was auch immer, ist und bleibt er an der Leine. Gerade weil es i.d.R. freie Natur ist, wo wir uns bewegen und weil wir nicht wissen, was da im Unterholz oder im hohen Gras verborgen ist. Das gilt übrigens nicht nur für Norwegen, sondern das handhaben wir generell so. Auch wenn er "ganz lieb" ist und "nur spielen" will.

Viele Grüße
Clemens
Leo
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Leo »

Hi,
ich will die Diskussion nicht noch mehr anheizen, aber zum Fuchsbandwurm muß ich nun auch meinen Senf abgeben... Wir sind auch schon mehrfach über Schweden mit dem Hund nach Norwegen eingereist und haben uns immer an alle Bestimmungen gehalten (ganz früher noch mit Gang zum Amtstierarzt usw.). Aber seitdem man so einfach nach Schweden kommt, und dort wohl auch der Fuchsbandwurm angekommen ist, finde ich die Bestimmung nach Norwegen etwas unsinnig. Es kann ja auch nicht jeder Fuchs, jede Maus und alle sonstigen Tiere, die den Bandwurm verbreiten können, beim Grenzübertritt kontrolliert werden. Ich denke, daß diese Regelung über kurz oder lang auch verschwindet. Trotzdem muß man sich bis dahin natürlich dran halten.
Zum Verhältnis zu Hunden kann ich auch nur aus Urlaubersicht was sagen. Wir hatten nie Probleme mit den Hunden! Haben aber auch immer so niedliche, kniehohe, weiche Mädels ausm Tierschutz.
Und absolut freilaufen darf meine jetztige auch nicht, es ist immer wenigsten die Schleppe dran. Sie frißt als ehemaliger Straßenköter leider jeden Mist und wir haben zu Zeit ja in Berlin ein Problem mit ausgelegten Giftködern!! Solche Idioten gibt es hoffentlich nicht in Norwegen!!!!!!
Freilaufen darf sie aufm Grundstück und die Schleppe ist ja auch relativ "frei".
Viele Grüße,
Ulli
Mio
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Mio »

Interessant wie unterschiedlich die Erfahrungen sind.
Ich bin grade aus Norge zurück. Insgesamt war ich mit meiner Hündin 5 Wochen in Norwegen und die letzte Woche in Stockholm.
In den 5 Wochen habe ich nur 3 Hunde getroffen und vielleicht eine Hand voll gesehen. Fand ich schon seltsam. Der Tierarzt war super nett und wollte kein Geld für die Eintragung im Pass. Er meinte nur das es mit deutschen Hunden selten Probleme gibt.
Unfreundlich war niemand zu uns. Ich fand die Norweger sehr höflich, ich glaube fast sie hätten auch nichts gesagt wenn sie etwas gestört hätte. Mir kam es manchmal so vor, das sie Ausländern schon einiges durchgehen lassen.
Ich muss dazu sagen, das meine Hündin ein ausgebildeter Therapiehund ist, also darf sie frei laufen und auch überall mit rein. Ich habe aber kein Problem mich anzupassen und mich im Restaurant draußen hinzusetzen. Wenn es so üblich ist. Verwundert waren einige nur, das meine Hündin angeschnallt auf der Rückbank saß und nicht in einem Kennel im Kofferraum.
Nach der längeren Zeit war es aber toll wieder in den Park zu gehen und auf der Hundewiese 20 Hunde zu treffen. :D
vg Mio
pippilotta
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von pippilotta »

may_may hat geschrieben: 2. Leinenzwang besteht zwischen April und Oktober generell und überall (wir haben uns auch nicht dran gehalten!) und auch in den abgelegendesten Gegenden wird man immer wieder durch Schilder darauf hingewiesen. Auch Menschen sprechen dich sofort (unfreundlich und zurechtweisend!) an, wenn sie sehen, dass dein Hund (der sofort abrufbar ist!) nicht an der Leine ist.

Insgesamt sind NorwegerInnen ja tolerant, aber gegenüber Hunden eher ablehnend, was das Hundehalterherz nicht gerne sieht.
Schade!
Es ist doch immer wieder erfrischend, wenn sich Hundehalter bewusst über Regeln hinwegsetzen und dann empfindsam reagieren, wenn ihnen niemand Beifall klatschen will. Leinenpflicht ist Leinenpflicht, daran hält man sich oder lebt mit der Konsequenz, anzuecken. Aber dann doch bitte nicht die anderen zum Buhmann machen oder der Intoleranz beschuldigen! Denn das oben beschriebene Verhalten zeugt auch nicht von Toleranz.

Und was immer abrufbar in der Natur betrifft: Ich durfte hier bei uns im Wald in D erleben, wie (ein sonst brav im Rufabstand von Herrchen gehender und folsamer) Hund hinter einem Reh her jagte, da konnte der Halter so viel rufen wie er wollte...Unterschätzt mal die Natur eurer vierbeinigen Sozialpartner nicht.
wayko
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von wayko »

Noch schnell ein nettes Erlebnis vom letzten Urlaub: standen mit unserem WoMo an einem Strand (mit Hund), in der Nähe zelteten 4 junge Norwegerinnen, die mit einem Kleinwagen unterwegs waren. Nach 2 Tagen haben sie dann ihr Zelt abgebaut und alles ins Auto gepackt. Schon abfahrbereit kam eines der Mädels mit einer angebrochenen 5l-Wasserflasche zu uns rüber und fragte mich (in perfektem Deutsch!), ob wir das Wasser für unseren Hund haben wollen. Das Auto sei eh schon so voll und sie brauchen es für die Heimfahrt nicht...

Fand ich echt nett, zumal der Weg zu uns etwas länger war als zum Müllkontainer, in dem sie es einfach hätten entsorgen können.

Viele Grüße
Clemens
Paulmt
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Paulmt »

Wenn man garten hat mit genug auslauf oder die nötige Zeit hat täglich mit dem Hund raus gehen zu können sollte es kein Problem sein. Was die Menschen angeht glaube ich würds überall Liebhaber und Gegner geben...ABER ich würde doch vermuten, dass Südländer Hunde nicht immer ganz so gut behandeln, siehe Spanien, Griechenland oder auch Rumänien!. Die haben da vielleicht auch einen anderen Bezug zu. Bei uns ist es ja immer willkommenes Haustier...
arabrab
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von arabrab »

Fand die Diskussion über Hunde in Norwegen interessant.
War mit meiner schon 3x in Norge und fahr auch im Sommer wieder hoch. Ich hatte noch nie Probleme mit Norwegern wegen meinen Hund. Ich hatte sie aber auch immer an der Leine. ( Zum Spielen wurde die Leine dann mal auf 40m verlängert - abgeschnittenes Kletterseil :-) )
Ob Fähre am Aussendeck oder in der Stadt oder beim Wandern sie hatten kein Problem. Oft kamen sie auch zu mir und redeten mich an und streichelten meinen Hund. Im Rondanen hab ich sie einmal den Berg runter frei laufen lassen - da hat auch keiner was gesagt ( Es waren aber nicht so viele unterwegs) . Man merkte ihr nämlich an das sie auf den wackeligen Steinen unsicher war.
Übrigens sie ist auch in Deutschland meistens an der Leine das sie einen Jagdtrieb hat, nur auf weitläufigen Wiesen darf sie frei laufen.
Ich denke es hängt immer davon ab wie der Hund ist, aber Gesetze sind Gesetze und an die muss man sich auch halten. Egal ob daheim oder im Ausland.
Freu mich schon wieder auf den Sommer und Hund kommt wie immer mit. :D
Pfalzcamper
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Pfalzcamper »

arabrab hat geschrieben: Ich denke es hängt immer davon ab wie der Hund ist...
Eigentlich eher, wie Frauchen oder Herrchen ist :wink:

Deine Haltung finde ich jedenfalls vorbildlich.
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Schneggi
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von Schneggi »

Jau, es ist immer das andere Ende der Leine. So ist das nunmal. Und wenn ich mich über Gesetze hinweg setze, muss ich damit rechnen angepflaumt zu werden oder ich muss schnell genug reagieren, den Hund noch flott anzuleinen.Bild
LG
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fjellnorge
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Re: Hund und Norwegen

Beitrag von fjellnorge »

Hotte-der-Norweger hat geschrieben:Also wir sind mit Hund (Schaeferhund- Husky) vor ueber 3. Jahren nach Norwegen gegangen Was mir persoenlich gerade hier im Ort auffaellt viele Hunde haben kein vernuenftiges soziales Verhalten, so heissen Hunde duerfen andere Hunde nicht beschnuefeln. Spielen auf freien Flaechen findet nicht statt, statt dessen werden die Hunde von den anderen weggezogen...das kann unser Hund leider immer noch nicht verstehen. Sie ist sehr Hunde- Katzen- Menschenfreundlich.

Gruss Hotte
Das ist sicher regional sehr verschieben und in erster Linie auf die spezielle Art an Population von Menschen zurückzuführen, ob sie eben "Hundeverstand" besitzen bzw. sich aneignen und danach leben wollen oder nicht. Beide kategorien finden sich auch in D.
Aber: Es gibt auch Hundeklubs in N, Hundetreffen etc. pp.

fjellnorge
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