Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

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Barney Bär
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Barney Bär »

hallo!

@ alfnie:
danke!

@ markus lang:

ebenfalls danke! ganz grosse klasse; viel glück für dich, mach weiter so.


mfg
Uwe
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Uwe »

Ich glaube Markus - und finde seine positive "Anpack"-Mentalität bewundernswert!
Wieso sich manche über das Gehalt mokieren, verstehe ich weniger: 320.000 NOK ist das durchschnittliche Gehalt in Norge, das man bei den höheren Lebenskosten auch absolut braucht. Dafuer arbeiten aber die wenigsten 60h/Woche so wie Markus. Wenn er also gut 400.000 bekommt, sollte das normal sein und keine Neidgefühle wecken!
Weiter viel Erfolg hier oben, Markus! :)

Grüsse,
Uwe
elskling
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von elskling »

und ich finde es schade, das kritisches Denken stets als Neid abgestempelt wird.

Neid ist Mißgunst und das kam hier nicht einmal herüber!

aber das ist auch typisch deutsch. "Du denkst nicht so, wie ich, dann bist neidisch auf mich." Abgestempelt und Punkt

Mein Mann hat ein paar norwegische Adressen bekommen für LKW-Fahrer. Da bin ich mal ultra gespannt. 8)

Gute Nacht Grüße an alle fleißigen Menschen dieser Welt
Elskling ist ein norwegisches Wort und bedeutet nicht Else Kling ;O)
Markus Lang
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Markus Lang »

Hallo zusammen,

Es ist schon komisch. Da sind Leute mißtrauisch die lt. Wohnort in NRW (oder sonstwo) zuhause sind und außer in diesem Forum und einem Norwegen-Urlaub nicht viel mit Norwegen zu tun haben. Bonn liegt doch in NRW, oder? Heute steht in Aftenposten/Økonomi auf Seite 5/6 zu lesen, dass die Deutsche Telekom in den nächsten 3-4 Jahren 55.000 von 167.000 deutschen Stellen streichen wird. Die bekommen wohl jetzt ein paar russische Vorgesetzte.

Könnt ihr es euch eigentlich wirklich leisten mit solch einem Mißtrauen meine Erfahrungen zu zerpflücken? Wieso kommentieren die mit deutschem Wohnort meine detailliert aufgeschlüsselten Lohnzahlen nur mit einem typisch deutschen „Glaub ich nicht... Kann nicht sein!“? Wieso krampfhaft versuchen meine Gehaltsangaben mit Internetjobbörsen zu widerlegen und nicht mit SSB oder einem Gespräch mit einem norwegischen Spediteur? Da sollten sich wohl einige überlegen, ob sie den Sprung nach Norwegen wirklich mit ihrer deutschen Mentalität vereinbaren können. Obwohl alle auf Deutschland schimpfen und wie schlecht es ihnen dort geht, kann ich mich des Eindrucks nicht verwehren, euch geht´s noch nicht schlecht genug.

Da begann jemand ein Thema zu „deutsches Auto mit P-Nummer fahren“ weil er ja anscheinend damit jetzt ungesetzlich rumfährt. Das ist in Norwegen gesetzeswidrig. Aber dann schreiben, dass man versuchen will „ihn irgendwie anzuscheißen“... Müssen wir jetzt auch noch hier in Norwegen, über 1.000km entfernt von der verpönnten Heimat, anfangen uns gegenseitig die Augen auszukratzen? Da kommt der deutsche Michl voll durch. Ich dachte der Spruch „Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant“ galt nur für das deutsche Verwaltungsgebiet. Müssen wir das hier auch einführen?

In Oslo sind die Gehsteige teilweise spiegelglatt und keinen Norweger scheint´s wirklich zu stören. Geht ihr dann da absichtlich so oft vorbei bis es euch hinbrettert und ihr den norwegischen Hausbesitzer dann endlich wegen eures Beinbruchs verklagen könnt? Es lohnt sich wirklich so gut Norwegisch zu lernen um von diesen Defätisten nicht enttarnt werden zu können.

Ich maße mir nicht an alles zu wissen, nach schlappen 7 Monaten Aufenthalt hier. Ich versuche mich nur Land und Leuten so gut es geht anzupassen, weil ich hier meine private und berufliche Zukunft greifbar vor Augen zu sehen glaube. Ich habe Aftenposten und Dagsavisen abonniert und lese alles was mir über Norwegen in die Finger kommt. So abstruse Beiträge wie den aus der Zeitschrift „skogeieren“ (Waldbesitzer) bekomme ich nur wenn ich mal bei einem Bauernhof anhalte und mit den Leuten ins Gespräch komme. Diese Zeitschrift kann man nirgends kaufen. Eigentlich wollte ich mir nur Wortschatz aus anderen Bereichen beibringen weil die norwegische Übersetzung in Wörterbüchern oft nicht mit der Realtiät übereinstimmt.

Aber so nebenbei findet man viel interessantes über Norwegen heraus. Und das möchte ich hier halt zusammenschreiben. Aber komischerweise kommen im Forum hauptsächlich „Kann nicht sein-Kommentare“ zu meinem Lohn und zur Weihnachtsfeier. Der Rest wird anscheinend unkommentiert hingenommen. Nicht alles ist rosarot in Norwegen und eine solche Brille habe ich bestimmt nicht auf. Norwegen ist ein extremes Boomland. Z.B. ist der Wohnungsmarkt extrem überhitzt. Da kann man schon mal die Konsequenzen eines Immobilien-Crashs auch für den Arbeitsmarkt durchleuchten. Habe Lust da mal was zusammenzuschreiben. Wenn man aber einen Immobiliencrash weniger fürchten muss als ein paar versprengte Landsleute die einem solange nachspionieren könnten bis sie Dir einen Regelverstoß nachweisen, sollte man´s vielleicht besser sein lassen.

Vielen Dank für die vielen E-Mails. Ich versuche möglichst alle in nächster Zeit zu beantworten, aber nach zwei Tagen bekam ich bereits 16 Mails. Die alle positiv waren und interessante Berichte und Fragen beinhalteten. Schreibt das doch hier in`s Forum, dann steht`s gesammelt für alle einsehbar im Netz.

Wie gesagt, ich dachte das Thema Lastwagen fahren in Norwegen könnte für einige Auswanderungswillige interessant sein. Viele haben ja aus der Bundeswehrzeit noch den zweier Führerschein oder ihn billig über den Bauernverband erstanden oder wie ich noch für 1900 Mark selbst bezahlt. Außerdem haben wir ja eine Menge arbeitsloser Fernfahrer in Deutschland. Fahrerfahrung hin oder her, ich hatte ja auch nicht so viel. Und da Norwegisch-Kenntnisse in den meisten Berufen ja Bedingung sind, ist das eine gute Möglichkeit diese von Grundkenntnissen aus zu perfektionieren während man nicht schlecht verdient bis man sich dann was in seinem erlernten Beruf hier suchen kann.

Aber man kann sich auch noch auf andere Weise hier niederlassen. Wenn man jung ist z.B. als Barkeeper. Anscheinend ist es hier in Oslo ja schick eine englisch-sprechende Barkraft einzustellen. Damit meine ich natürlich richtiges Englisch. Kein Hauptschul-Kauderwelsch. Es spielen sich teilweise haarsträubende Szenen ab. Gast bestellt bei einer englisch-sprachigen Bedienung, schaltet ohne Peinlichkeit sofort auf Englisch um. Norwegische Bedienung bringt das Bestellte, Norwegischer Gast dankt auf Englisch und das Gespräch zwischen den beiden Norwegern geht auf Englisch weiter. Habe mich neulich mit einem Wirt unterhalten (Rådhusgate Ecke Akersgate). Er meinte das ist absolut in Ordnung, aber er kann nicht mehr als einen brauchen. Lohn ist 100-110 kr die Stunde. So ein Job ist schnell gefunden. Wenn man nicht unbedingt aussieht wie ein Eimer. Einfach einen Lebenslauf auf Norwegisch dabei haben und Oslos Straßen mit hoher Cafe-Dichte taktisch abklappern. Die Geschicklichkeit der norwegischen Barkräfte ist Klassen unter Autogrill-Niveau. Mit ein bisschen Willen kriegt man das locker hin. Der notwendige Wortschatz ist auch schnell gelernt. Espresso heißt auch auf Norwegisch Espresso.

Eine gute Möglichkeit ist auch IKEA. Z.B. wenn man gezwungen ist die Frau/Freundin nachzuholen. IKEA will ja selbst immer ein bisschen rebellisch sein. Kenne jemanden der dort arbeitet. Nicht-Norweger zu sein ist durchaus ein Qualifikation. Es gibt sogar die Möglichkeit ganz ohne Norwegisch-Kenntnisse aufzutauchen und sich zu bewerben. Z.B. Regale einräumen oder Lager etc. Dafür ist ein norwegischer Lebenslauf mit Referenzperson und –telefonnummer nötig. Den kann man sich bei http://www.nav.no herunterladen (Suchwort „cv“). So sieht der übrigens auch in Wirklichkeit aus. Die notwendigen Berufsbezeichnungen oder Einzelwörter kann man einfach austauschen indem man sich die entsprechenden Wörter z.B. auf http://www.heinzelnisse.info zusammensucht. Ich würde auch die ganzen deutschen Zeugnisse kopieren und vorher bei alten Arbeitgebern ein Arbeitszeugnis auf Englisch verlangen. IKEA arbeitet Vollgas um die leergekauften Regale wieder aufzufüllen. An der Kasse kann es schon mal passieren auf Norwegisch keine Hilfe zu bekommen. Einige können verdächtig gut mit ein paar berufsnotwendigen Sätzen jonglieren. Das habe ich am Anfang auch so gemacht als ich Kunden anrufen musste wo sie den Container haben wollten. Die Kassierer haben einen Notfallknopf, dann kommt der Kassenaufseher der auch nur fließend Norwegisch mit ausländischem Akzent kann. Der Assistent des Filialleiters IKEA-Furuset ist Engländer und arbeitet seit mehreren Jahren dort. Er versteht wohl Norwegisch, aber einen Rüffel von ihm muss man auf Englisch verstehen können. Über 400 Leute arbeiten alleine in Furuset.

Der Grundlohn ist 109 kr die Stunde. Von 18 bis 21 Uhr kriegt man 28 kr/die Stunde extra und danach 48 kr extra. Diese Löhne gelten für ungelernte Arbeiter und das ist man dann wahrscheinlich als Ausländer erstmal. Für Leute mit abgeschlossener videregående skole (in etwa Abitur) beginnt der Grundlohn bei 133 kr. Der Grundlohn erhöht sich wenn man länger dabei ist. Für Deutsche die in der BRD bei IKEA gearbeitet haben gibt`s übrigens einen automatisch höheren Grundlohn und natürlich gute Einstellungschancen. IKEA hat von 10-23 Uhr geöffnet und läuft auf Hochtouren. Eine Bekannte von uns hat sich dort beworben und fragte schüchtern ob der Nasenring in Ordnung wäre. Da hat der Personalverantwortliche nur gelacht und gemeint dass das eher ein Plus ist und sie eingestellt. Wer also seinen Körper selbst entstellt hat mit Piercing, auffälligen Haarfarben- oder konstruktionen etc bekommt hier seine Chance und kann hier außerdem noch zeitlich flexibel arbeiten.

In Oslo wohnen eine Menge Schweden. Rund Storgata, Gunerius gibt´s ein paar WGs von Schweden im Alter zwischen 20 und 30. Die schlafen zum Teil zu mehreren in einem Zimmer und sparen sich deshalb ordentlich Miete. Wie hoch die Löhne in Schweden sind weiß ich nicht genau. Aber wenn man sich mit Schweden unterhält dann hört man immer wieder das Norwegen für die interessant ist weil auch einfache Jobs hier gut bezahlt sind. Die meisten wollen gar nicht länger hierbleiben und sparen sich hier in 6 bis 12 Monaten genug Geld für eine Backpacker-Tour zusammen. Zugegeben, die haben ja keine Sprachprobleme. Aber damit haben wir als Deutsche es ja wesentlich leichter als die Polen. Die Schweden-WGs sind übrigens überhaupt nicht so selten und das hört sich schlimmer an als es ist. Gibt`s so ne Deutschen-WG eigentlich auch oder sind wir dazu zu einzelgängerisch? Der Schwede kommt und holt dann gleich noch ein paar Freunde oder Verwandte nach. Auf Baustellen (die ich oft mit Containern beliefert habe) arbeiten Schweden manchmal von Montag bis Donnerstag mit extremen Überstunden und nehmen sich dann ein langes Wochenende in der Heimat.

Noch was zu den Polen. In unserer Werkstatt arbeitet Piotr. Piotr ist Pole und kam vor 9 Jahren nach Norwegen. Piotr ist super. Er wohnt im Wohnwagen neben der Werkstatt und wenn du wirklich mal spät abends noch ein dringendes Problem hast (Reifen, Hydraulik etc.): Piotr lächelt und kommt. Ich habe einen ziemlich neuen LKW aber einen 16 Jahre alten Hänger mit dem ich sehr zufrieden bin. Wang, echte norwegische Handarbeit und äußerst spurstabil. Da habe ich neulich einen Riss im Rahmen bemerkt. Komme ich in die Werkstatt. Ich krieche mit Piotr unter den Hänger und zeige beängstigt auf einen ca. 10 cm langen Rahmenriss. Piotr meint: „Ikke problem. Jeg sveise”. Piotr versteht alles hält aber nix von Verb-Konjugation. Na ja, jedenfalls meinte Piotr dass ich den Hänger Freitag Abend in die Werkstatt-Halle rangieren sollte. Am Montag wäre er fertig. Montag 6 Uhr morgens steht der Hänger in der Werkstatt, fertiggeschweißt, neue Führungsschienen aufgeschweißt, neue Container-Sicherung etc. Respekt. Probier mal in Deutschland jemanden zu finden der einen Rahmen schweißt. Und das bei 50 to Gesamtgewicht in Norwegen und nicht 40 to wie in Deutschland. Und am Wochenende.

Piotr fährt jetzt wieder für 5 Monate mit seinem 5 Jahre alten Omega nach Polen. Piotr hat Haus, Familie und Datscha in Polen. Auf die Frage warum er denn nach Norwegen gekommen ist und nicht nach Deutschland lächelt Piotr nur und meint dass er hier ja deutlich mehr verdient und deutlich weniger Probleme und Stress hat. Tja, jetzt ist Schluss mit schnellem Reifenwechsel. Der Chef weiß nicht wo er einen ordentlichen LKW-Mechaniker oder LKW-Schlosser herkriegen soll. Wieviel Piotr verdient weiß ich leider nicht. Kann ich aber in Erfahrung bringen. Ich gehe mal davon aus dass er nach 9 Jahren in Norwegen wissen wird wieviel er wert ist. Für einen guten LKW-Mechaniker ist anscheinend zwischen 25.000 und 55.000 kr per Monat alles möglich. In Abhängigkeit davon wie schnell man sich zurechtfindet bzw. die Sprache lernt und natürlich von der Berufserfahrung (Meister oder Geselle) und Markenerfahrung.

... wie gesagt, würde mich über die Erfahrungsberichte von ausgewanderten LKW-Fahrern oder Leuten in der Transport-/Logistikbranche freuen.


P.S.: habe meinen Arbeitstag heute um 2 Uhr beginnen lassen und kann deshalb noch einen sonnigen Nachmittag mit meiner Freundin genießen.
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von hella49 »

also ich könnte mich jetzt ebensolang auslassen wie mein Vorschreiber, über Arbeit, Bewerbung, Sprache....ich will das alles nicht wiederholen

ich glaube dass Markus sehr viel arbeitet, sehr interessiert an Arbeit, Integration, Sprache usw. ist...... ich würde sagen es stimmt alles......

das glück ist mit den tüchtigen....so ist das einfach.....

der norwegische Unternehmer bietet seinen Angestellten wirklich Ausflüge , das berühmte Julebord...... aber ich will das alles nicht wiederholen, Markus hat alles geschrieben.

Ich war eine Zeitlang in Norwegen und habe nach ein paar Tagen Arbeit gehabt und zwar wirklich gute......

aber wie gesagt....... es wird niemanden etwas geschenkt.....manchmal muss man sogar mehr arbeiten als jemals zuvor....aber die Rahmenbedingungen und das Ergebnis ..... das ist es was zählt

gruss Hella
Man sieht nur mit dem Herzen gut,
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Apalliker »

Hallo Markus,
einen tollen Erfahrungsbericht hast Du da geschrieben. Man bekommt förmlich das Gefühl, live dabei zu sein. Und für alle, die Deinem Gehalt keinen Glauben schenken, hier ein Link:
http://www.ny.no/jobb/prospekt/?id=263366
Natürlich gilt das Motto: ohne Fleiss kein Preis. Du musst nur aufpassen, dass Du keinen skattesmell bei der nächsten selvangivelsen bekommst.
Falls Du mal 'ne Tour nach Tromsø hast, kannste ja mal auf 'nen Kaffee vorbei kommen.
Harald96
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Harald96 »

Apalliker hat geschrieben:Hallo Markus,
einen tollen Erfahrungsbericht hast Du da geschrieben. .
Ja, es ist gut geschrieben, aber etwas rosa-rot :D

Sein Gehalt stimmt nicht ganz :shock:
Wohl dem, dem Seefahrt ein Geheimnis blieb!
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von elskling »

Hallo Markus,

danke für Deinen letzten ausführlichen Bericht und die Tips, find ich klasse von Dir!

Du hast in vielem sehr recht, was die leicht deutsche Kriminalität angeht. Ich würde nie auf die Idee kommen Norwegen, ein Land das mir mehr Sicherheit bietet, als meine Heimat, irgendwie zu prellen. Auch werde ich brav alle Mautstellen mit Münzen beschenken, dafür bieten sie mir ja eine einwandfreie Straße, was in Deutschland zum Teil grausig ist, ich sag nur überstehende Guli-Deckel, tiefe Löcher und grausiger Boden.

Wie gesagt, wir starten in paar Tagen unseren Umguck-Trip, vielleicht kann ich dann Deine Aussagen bestärken und mich entschuldigen, das ich wegen deutschem Pessimismus Dir nicht sofort Glauben geschenkt habe.

Ja, es ist wahr, mehr arbeiten und mehr Geld verdienen macht mehr Spaß, als mehr arbeiten für kaum Geld.

Den letzten Monat hab ich so geklotzt, manchmal 11 Stunden am Tag, wieder ohne Pause und das alles für nur 5,50 Euro die Stunde. Ich glaub, das ist es nicht wert, sich so körperlich kaputt zu machen.

Apropos Arbeit, ich muß los

Lg von Tina
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von oter »

elskling hat geschrieben:dafür bieten sie mir ja eine einwandfreie Straße, was in Deutschland zum Teil grausig ist, ich sag nur überstehende Guli-Deckel, tiefe Löcher und grausiger Boden.
Du warst noch nie in Norwegen, oder?
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Röde Orm
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Röde Orm »

Hej Markus!
Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Entscheidung nach Norge zu ziehen!! :lol:
Meine Familie und ich planen diesen Schritt für 2008, da wir es für wichtig halten, gut vorbereitet zu sein. Bist du mit Familie oder alleine hochgezogen? Vielleicht hast Du ja ein paar Tipps, die man beachten sollte?!
Viel Erfolg weiterhin!!! :viking:
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von elskling »

oter hat geschrieben:
elskling hat geschrieben:dafür bieten sie mir ja eine einwandfreie Straße, was in Deutschland zum Teil grausig ist, ich sag nur überstehende Guli-Deckel, tiefe Löcher und grausiger Boden.
Du warst noch nie in Norwegen, oder?
Ne, ich dachte an Frankreich, Spanien, Portugal. Überall dort wo wir Maut zahlen mußten, hatten wir geleckte Straßen, kaum war Mautende mußte man um seine Reifen bangen.

Ich glaubte, das wäre in Norwegen auch so. Etwa nicht?
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Markus Lang
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Markus Lang »

Du scheinst wirklich noch nie in Norwegen gewesen zu sein. Hier sind die Straßen so schlecht, dass könnte man von so einem reichen Land gar nicht erwarten. Die Anforderungen an einen LKW-Fahrer sind sehr hoch. In Deutschland hast Du ja an jeder Ecke Autobahnanschluss. Hier ist einspurig die Regel. Durch den harten Winter gibt´s teilweise Auswaschungen die sehen gar nicht mal gefährlich aus. Aber da kommt der ganze Zug plötzlich so schief dass du die ersten paar Mal richtig Blut schwitzt.

Ich erinnere mich noch an eine meiner ersten Touren von Oslo nach Hokksund. 53,50 to Schrott. 4,40 hoch. Selbst auf der Autobahn musst du da teilweise Brücken umfahren. Vor der Oper, mitten in Oslo auf der Stadtautobahn da gab´s ne unscheinbare Bodenwelle wo ich dachte kurz die gesamte Breite meines Anhängers im Rückspiegel gesehen zu haben. Bei gestrecktem Fahrzeug. Das haben Sie mittlerweile halbwegs sauber geteert. Aber in Deutschland max. 4,0 m Fahrzeughöhe und 40 to sind mit den wesentlich höheren, längeren und schwereren Fahrzeugen (Gesamtgewicht 50to) nicht zu vergleichen. Jetzt musst Du Dir bloss das ganze noch bei Eis und Schnee vorstellen wie im bayerischen Wald. Das Land ist extrem gebirgig. Wenn Dein Mann nur Flachland-Niedersachsen gewohnt ist, dann kann ich Dir versprechen dass er sich oft dem Herzinfarkt nahe fühlen wird. Du kommst in Ladehöfe deren sommerliche Grundfläche im Winter um 50% kleiner ist durch aufgetürmte Schneemaßen und da fährst du dann auf Eis, nicht auf Asfalt.

Die norwegischen Spediteure sind gegenüber ausländischen Fahrern äußerst reserviert. Das liegt zum einen daran, dass man auf Sprachkenntnisse setzt. Zum anderen sind die Fahrgegebenheiten respekteinflößend und das trauen die einem oft nicht zu. Vor allem dann wenn ihr jetzt im Winter beginnt. Wenn ihr also nicht wenigstens gebrochenes Norwegisch könnt und nicht mindestens problemloses Englisch, habt ihr schlechte Karten.

Das heißt aber nicht das sie keine ausländischen Fahrer einstellen. Die verrufenste Firma ist, nachdem was ich gehört habe, Kingsrød in Sarpsborg. Dort verkehren fast nur osteuropäische Zugmaschinen die deren Auflieger in Europa rumziehen. Das Firmenklima scheint da wohl etwas vergiftet zu sein. Wenn Dein Mann also nur was sucht wo er hier angemeldet sein kann und norwegischen Lohn kriegt, aber ansonsten nur in Europa rumfährt; das kannste vergessen. Da sind unsere osteuropäischen Mitbürger deutlich billiger. Es gibt aber ne Menge Binnentransport oder innerskandinavischen Transport wo der norwegische Transporteur gerne nen norwegisch-sprechenden Fahrer hätte der die Fahrverhältnisse kennt.

Ganz so schlimm ist das aber auch nicht. Man muss sich halt freundlich aufdrängen und öfters telefonisch nachfassen. Das mit dem Winterfahren ist eigentlich nicht ganz so stressig weil man ja meistens Stundenlohn hat und da kann man´s ja etwas ruhiger angehen lassen. Bei 1800 EUR brutto hast Du dann Stress in Deutschland, das kann ich mir vorstellen. Wie einem norwegische Fahrer immer wieder sagen: "Ta det rolig!". Und der richtigen Einstellung bedarf es natürlich auch. Wenn Du hinterm Lenkrad sitzt und schimpst die ganze Zeit nur wie schlecht die Straßen sind, dann wird das nix. Mann muss das akzeptieren können. Übrigens ist halt einiges anders in Norwegen. Der eingangs mal erwähnte ostdeutsche "Trucker" hat ewig daran rumgemault dass in Norwegen oft ein drei-achsiger Anhänger 2-Achsen vorne hat und nicht 1 vorne und 2 hinten. Wie im gelobten Deutschland. Manche packen sowas halt net. Obwohl´s sich sogar ruhiger fahren lässt finde ich. War froh, dass ihn keiner verstanden hat wegen seiner auf der Stelle tretenden Norwegisch-Kenntnisse und fünf Wörtern Englisch.

Und so ganz nebenbei: mir ist es lieber wenn die Straßen schlecht, aber die Rente gesichert ist. In Deutschland ist das eher umgekehrt.

Gruß aus Oslo.
elskling
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von elskling »

Huhuu Markus, danke wieder für Deine Tips

Mein Mann war schonmal in Norwegen, ist vor paar Jahren sein neues Auto eingefahren. Hat einen Trip bis Trondheim gemacht, hat mir aber nichts v on den schlimmen Straßen erzählt. Schoooooock :shock: . Vielleicht lags am Sommer oder weil er durch Erfahrung abgehärtet ist, weil er im bergreichen Usbekistan einige Jahre gelebt hat? Keine Ahnung, muß ihn in paar Stunden mal fragen.

Wir wollen erstmal gucken gehen, ob ich mir überhaupt vorstellen kann dort zu leben. Was nützt mir all' das Geldglück der Welt, wenn ich vor Heimweh umkomme. Selbst nach einer Woche Urlaub bekomme ich heimweh nach der Dunstglocke Frankfurt. Aber es soll ja bekanntlich eine WahlHeimat geben. Mein Aussehen würde schonmal passen :lol:

Ausser God Dag und tussen takk können wir noch nichts. Das Arbeitsamt würde im Januar einen Norwegisch-Kurs spendieren. Allerdings ist mein Mann ein Sprachgenie und hat bestimmt ruckizucki die Sprache im Griff. Jetzt spricht er fließend russisch, englisch und etwas spanisch.
Allerdings hat er nicht den Klasse 2 Führerschein, nur einen, der bis 12,5 Tonnen erlaubt ist.

Er hat hier einige Jahre für Werkstätten Autoteile ausgeliefert, vielleicht gibt es etwas vergleichbares in Norwegen.

Hihi, Deinen Ex-Kollegen kann ich mir gut vorstellen, solche Kaliber motzen selbst im Wessi-Land über alles mögliche, nicht immer leicht mit denen zusammen zu arbeiten.

Da Du Dich supi auskennst, wie ist denn die E6 in Schweden zu fahren, da wollen wir durch nach Oslo? Überleben wir das mit unserem Smart nächste Woche?

Liebe Grüße von der Nachtwandlerin, wünsche Dir einen erholsamen Sonntag.
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Markus Lang
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Markus Lang »

@Pauli
eine vikarstilling ist ein zeitbegrenzter Arbeitsvertrag also z.B. von 1.Januar bis 1. März. Im Gegensatz zu einer faststilling, also ein unbegrenzter Arbeitsvertrag. Engangsavgift ist die Gebühr die du bezahlen musst um Dein deutsches Auto hier zu registrieren. Sie bemisst sich nach Motorvolumen, Kaufpreis und Leergewicht. Aber für das Alter des Wagens wird noch was abgezogen. Du findest hier im Forum aber genug Infos und bei trolljenta.net auch einen Link wo du die Höhe der Gebühr noch online ausrechnen kannst.

@elskling
Was hat den dein Mann genau für einen Führerschein? Bis 12,5 to hört sich etwas komisch an. Hat er Kl C1, Kl C, oder Kl CE? Oder nur einen alten Kl 3-Führerschein bis 7,5 to? Mit 7,5 to wird hier deutlicher weniger gefahren als mit den Fahrzeugen, für die du einen Kl C-Schein brauchst. Dürfte also schwierig werden dann was zu finden. Kl C oder noch besser CE ist natürlich top.
Wieso kriegt man eigentlich vor der Abreise schon Heimweh? Dunstglocke, schlechte Straßen, 11 Stunden-Maloche für 5,50 EUR die Stunde (50 kr!!!), Arbeitslosigkeit... Was hält einen da?
Vergesst bloß nicht die Winterreifen! Keine M&S-Reifen. Richtige Winterreifen. Und die E6 von Schweden nach Oslo ist richtig schön.

Gruß Markus
Markus Lang
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Re: Arbeiten als LKW-Fahrer in Oslo - Erfahrungsbericht

Beitrag von Markus Lang »

@Pauli
Mit dem alten Kl 3-Führerschein C1E kannst Du in Deutschland durchaus einen Job finden weil die Maut erst ab 12 to zulässigem Gesamtgewicht gezahlt werden muss. Deswegen haben viele deutsche Spediteure da wohl einiges in so kleine Fahrzeuge investiert die man mit dem Dreier fahren kann (mit Tandemhänger ja bis 18,5 to Gesamtgewicht). Der 7,5 tonner ist sehr verbreitet in Deutschland und macht im dichtbesiedelten Land da auch Sinn. Aber nicht in Norwegen. Aufgrund des höheren zulässigen Gesamtgewichts (50to) sind auch die LKWs allgemein größer. Norwegen ist ein Flächenland (Oslo-Kirkenes über 2300 km). Da macht es keinen Sinn sich auf ne längere Fahrt zu begeben ohne ordentlich Ladung dabei zu haben.

Es gibt aber schon 7,5 tonner oder kleinere Lieferwägen. Die Stellen dazu muss man aber auch finden. Der Lohn liegt da so gegen 115-125 kr die Stunde. Bei Tom´s Budbil musst du z.B. als Fahrer erstmal 1000 kr jeden Monat für Leasing und laufende Kosten des Scanners bezahlen. Aber da kenne ich mich net so aus. Einfach mal probieren und Klinkenputzen. Bei NAV stehen übrigens erfahrungsgemäß nur ca. 35-40% aller ausgeschriebenen Stellen. Davon solltest Du Dich also nicht entmutigen lassen.

Warst Du der, welcher mit Kind und Kegel anrücken wollte? Wenn ja, da kann ich nur sagen komm alleine: Du lernst schneller Norwegisch, integrierst Dich und machst den Weg klar für Deine Familie. Eine ordentliche Beziehung muss die Ferne aushalten können, ansonsten ist se nix. Bin übrigens anhangslos gekommen und habe mir eine Norwegerin gesucht. Frauen gibt`s hier auch. Keine Emanzen sondern gleichgestellte Frauen. Das wäre aber mal einen langen Bericht wert. Aber wir in Deutschland sind ja da auf dem richtigen Weg bald einzusehen, dass Frauen gleichwertig sind. Frau Merkel kann uns ja als Frau genauso gut verarschen (MWSt-Erhöhung) wie Mega-Mann Schröder.

Gruß aus Oslo.
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