Der Hinweis auf Politihøyskolen ist prima

- diese Internetadresse hatte ich leider nicht, genau das war aber gemeint.
Der andere Hinweis mit der angeblich zwingend erforderlichen Staatsbürgerschaft kann so nicht stimmen - mir ist bekannt dass bei der Polizei sehr wohl auch Leute mit nicht-norwegischer Staatsangehörigkeit arbeiten, ganz überwiegend allerdings Schweden oder Dänen. Wenn es für die einen Weg gibt sehe ich das aber eher als Hinweis darauf dass es eben irgendwie doch möglich ist auch als Ausländer in den norwegischen Polizeidienst zu kommen. Und den Wehrdienst dürften diese bereits da arbeitenden Ausländer wohl auch schwerlich in Norwegen abgeleistet haben, wenn überhaupt.
Die Unterteilung Politi = Schutzpolizei, Kripos = Kriminalpolizei dürfte genauer hinhauen, Kripo gibt es aber keineswegs nur in der Hauptstadt sondern im Prinzip in jedem Polizeibezirk, d.h. in jeder Fylke. In Oslo gibt es allerdings logischerweise Abteilungen mit speziellen Aufgaben die bei Bedarf im ganzen Land eingesetzt werden können. Die grosse Mehrzahl der Polizeibeamten ist aber dem jeweiligen Distrikt (und die entsprechen soweit mir bekannt im allgemeinen den Grenzen der Fylker = Provinzen) zugeordnet wobei jeder Distrikt von einem "Politimester" geleitet wird.
Im Østfold jedenfalls befindet sich diese Zentrale mitsamt ihrer Verwaltung etc. in Sarpsborg, die Alltagsarbeit dagegen verteilt sich auf eine relativ geringe Anzahl von Polizeirevieren die folglich jeweils für ein im Vergleich zu Deutschland riesiges Gebiet zuständig sind. Zumindest in den grösseren dieser städtischen Polizeireviere (im Østfold wären das also Fredrikstad, Sarpsborg, Moss und Halden) arbeiten sowohl Kriminal- wie auch Schutzpolizei und zusätzlich noch Polizeiabteilungen die für Dinge wie das Ausländer-/Aufenthaltsrecht, Waffenscheine und ähnliche Genehmigungen zuständig sind. Zumindest in Sarpsborg sitzen die alle unter einem Dach im gleichen Gebäudekomplex, soweit ich weiss ebenso in Moss und Halden. In eher ländlichen Gebieten gibt es anstelle der Polizeireviere das Kontor des "Lensmann", so wie sich das inzwischen entwickelt hat ist das aber im Grunde genommen ebenso Polizei wie alles andere auch. Auch in den Lensmanns-Kontoren kann es neben den normalen Polizeibeamten (die dort dann eben Lensmann heissen) sowohl zivile Fahnder als auch Ermittlungsbeamte geben, konkret kenne ich das so zumindest vom nächstgelegenen Lensmannskontor aus Rakkestad.
Der Hinweis darauf dass im Normalfall Schutzpolizeibeamte im Dienst und auch die Patruljenwagen unbewaffnet unterwegs sind ist offensichtlich richtig, d.h. es gehören allenfalls Handschellen, Schlagstock und eventuell Tränengas oder sowas zur normalen Ausrüstung - selbstverständlich verfügt die Polizei aber in ihren Revieren durchaus über die gelegentlich nötigen Waffen, das geht also in der Praxis ähnlich zu wie bei den Bobbys in England und nach meinem Eindruck funktioniert das auch sehr gut, selbst bei den gelegentlich grösseren Ausrastern beim Weekendbesäufnis.
Dabei ist es andererseits keineswegs so dass Norwegen nicht auch sein ganz eigenes sowie ein importiertes Potential an Schwerkriminalität hat,
erinnert sei hier nur an den legendären NOKAS-Raubüberfall in Stavanger bei dem ein Polizeibeamter erschossen wurde.
Nach dem was ich in Norwegen in den letzten Jahren so mitbekommen habe würde ich die norwegische Polizei auch keineswegs unterschätzen -
trotz einer deutlich geringeren Personalstärke im Vergleich zur Anzahl der Bevölkerung als in Mitteleuropa leisten die m.E. schon eine recht gute Arbeit. Nicht ganz zuletzt liegen überraschend hohe Aufklärungsquten aber wohl auch an einem anderen Verhältnis der Bevölkerung zu ihrer örtlichen Polizei - vorausgesetzt die Herrschaften sitzen nicht gerade mal wieder mit der Laserpistole hinter irgendeinem Verkehrsschild versteckt im Hinterhalt
Ähnlich wie Deutschland gibt es aber neben der alltäglichen örtlichen Polizei sehr wohl Bereitschaftspolizei und offenbar auch eine besondere Antiterroreinheit (auch wenn über letztere eher wenig in den Medien berichtet wird) und auch Auseinandersetzungen anlässlich von Demonstrationen oder Hausbesetzungen usw. sind in Norwegen nicht völlig unbekannt, siehe etwa den "Blitz" in Oslo. Im allgemeinen hat sowas aber noch nicht einmal die schwedische Grössenordnung geschweige denn solche Ausmasse wie deutsche Staatsaufführungen dieser Art, etwa in Brokdorf oder in jüngster Zeit bei Castortransporten -
und das ist wohl auch ausgespochen gut so
alsterix