Beweggründe?

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen
Norbert Kloss
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 859
Registriert: Mi, 29. Dez 2004, 20:43
Wohnort: Wickede / Ruhr

Beweggründe?

Beitrag von Norbert Kloss »

Hallo zusammen,
da kann man hinklicken wo man will, hier im Forum gibt es in jeder Rubrik jemanden, der in Norwegen lebt und/oder dorthin gezogen/ausgewandert ist. Mich interessieren einfach mal die Beweggründe dazu, warum ihr Deutschland den Rücken gekehrt habt. Irgendwie kann ich mir das zwar vorstellen, aber bricht man einfach so die Zelte hier ab und beginnt ein neues Leben?
Sollte diese Fragestellung zu persönlich sein bitte ich das zu entschuldigen, mich interessiert es einfach, ob ich es mit 45 Jahren noch wagen kann oder ob ich besser daran tue, weiter meinem halbwegs gesicherten Beruf in Deutschland nachzugehen der es mir ermöglicht meine Urlaube in Norwegen zu finanzieren.
Mit ehrlichem Interesse hoffe ich auf eure Antworten.
Gruß
Norbert
norwegenbus
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 856
Registriert: Mo, 25. Apr 2005, 19:52
Wohnort: Göttingen , Paris , Vennesla . . . aber eins ist falsch davon

Re: Beweggründe?

Beitrag von norwegenbus »

Nur die die schon weg sind oder schon die die weg wollen ? ? ?
Nettopp:Ikke i dag !
Alsterix
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 1741
Registriert: Di, 09. Sep 2003, 18:39
Wohnort: Hamburg/D und Østfold/N - aber meist auf Achse

Re: Beweggründe?

Beitrag von Alsterix »

Norbert Kloss hat geschrieben:Mich interessieren einfach mal die Beweggründe dazu, warum ihr Deutschland den Rücken gekehrt habt. Irgendwie kann ich mir das zwar vorstellen, aber bricht man einfach so die Zelte hier ab und beginnt ein neues Leben?
Sollte diese Fragestellung zu persönlich sein bitte ich das zu entschuldigen, mich interessiert es einfach, ob ich es mit 45 Jahren noch wagen kann oder ob ich besser daran tue, weiter meinem halbwegs gesicherten Beruf in Deutschland nachzugehen der es mir ermöglicht meine Urlaube in Norwegen zu finanzieren.
Da wirst Du denke ich recht unterschiedliche Auskünfte bekommen und vor allem
solltest Du auch diejenigen mit befragen die es versucht aber dann wieder abgebrochen haben.
Um nicht um die persönliche Antwort herumzulavieren :
Erstens mochte ich speziell Norwegen vorher schon und war mir ganz gut klar
darüber worauf ich mich da einlasse und ich hatte schon von früher her einige
Jahre Leben und Arbeiten in Dänemark hinter mir.
Vor allem aber bin ich älter als Du und darf mir selbst in einer der reichsten
Städte Europas, nämlich meiner Heimatstadt Hamburg auf einen anständig
bezahlten ehrlichen Job keine Hoffnung mehr machen, nicht bei 12 % Arbeitslosigkeit
und nicht wenn ich für so ziemlich alle Jobs entweder über- oder unterqualifiziert
oder zu alt bin, so einfach ist das. Ich habe vor einer kleinen Ewigkeit mal
eine kaufmännische Ausbildung gemacht und später ergänzend meinen
Berufskraftfahrer Güterverkehr, hab allerdings auch den Omnibusschein.
Da ich die letzten 20 Jahre fast nur in verschiedenen Verkehrsunternehmen
gearbeitet habe (von der Taxi- und Kurierzentrale bis zum Fernverkehr) kann
ich für alle diese Bereiche weitgehend übereinstimmend sagen daß ich da
heutzutage in Deutschland weniger verdienen würde als vor 10, 15 Jahren.
Und das auch nur wenn ich da überhaupt Arbeit bekommen würde.
Insoweit hat sich die Gefahr sich in Norwegen zu verschlechtern für mich also
schonmal nicht so dargestellt, genau das muß aber jeder - auch abhängig
von der familiären Situation - ganz für sich alleine beantworten.

Speziell diejenigen die wenig bis gar keine Vorstellung von Norwegen haben
möchte ich allerdings auch etwas warnen - lernen, Informationen einholen,
ausprobieren und schlau machen und gute Vorbereitung - das ist sehr wichtig,
sonst kann man bei einem Umzug von Hamburg nach Halden ebenso auf die
Nase fallen wie beim Umzug von Halle nach Herford oder umgekehrt.
Und - Norwegen hat einiges sehr spezielles, das paßt nicht für jeden.


alsterix
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht. (Erich Fried)

Kultur ist, wenn man aus dem Schädel seines Feindes eine hübsche Trinkschale anfertigt,
Zivilisation, wenn man dafür ins Gefängnis kommt.

Wo gibt`s Høgørøk-Øl ? - http://www.monochrome.com/hogorok

DAS! neue Norwegenforum : http://norwegenforum.foren-city.de email : alsterix@sarpsborg.net
Kerstin i Norge
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 1036
Registriert: Di, 02. Sep 2003, 13:26
Wohnort: Holum - Mandal

Re: Beweggründe?

Beitrag von Kerstin i Norge »

Bei mir war es die Liebe zum Land ( kenne Norge seit dem 4. Lebensjahr), die immer stärker wurde. Und da ich schon immer der Wandervogel der Familie war (hab auch beruflich kreuz und quer in Deutschland und in Frankreich/England gearbeitet), hab ich vor 9 Jahren den Schritt gewagt. Ich hab noch nie sensationell an Deutschland gehangen, aber ich hatte eine Arbeitsstelle und die Liebe zu einem bestimmten Norweger - jetzt mein Ehemann - kam erst ein paar Jahre nachdem ich ausgewandert war dazu.

Ich könnte mir nicht vorstellen, wieder in Deutschland zu leben, hab mittlerweile die norwegische Staatsangehörigkeit.

Was ich als Rat geben kann ? Aufhören am laufenden Band Vergleiche zu ziehen.

"Aber in Deutschland machen wir das so und so", "Warum macht Ihr das so, wir in Deutschland machen das aber ganz anders" , "also nach deutschen Richtlinien" etc........ Was bringen einem solche Vergleiche ? Man ist nicht mehr in Deutschland und muss sich an die norwegischen Richtlinien halten. Dass man nicht alles gut und toll findet, ist ganz natürlich. Das tut keiner. Man lebt nunmal nicht im Paradies, sondern in Norwegen, einem Land mit genausovielen Höhen und Tiefen, positiven und negativen Seiten wie in anderen Ländern. Und stundenlange Analysen a la "warum machen die das so" bringen ja nix, dadurch wird sich ja nix ändern.

lg

Kerstin
oter
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 893
Registriert: Fr, 16. Apr 2004, 10:38
Wohnort: Norwegen
Kontaktdaten:

Re: Beweggründe?

Beitrag von oter »

Kerstin i Norge hat geschrieben: Was ich als Rat geben kann ? Aufhören am laufenden Band Vergleiche zu ziehen.
Sehr gut!


*unterschreib*
Bild
Wick1e
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 777
Registriert: Di, 18. Jan 2005, 23:31
Wohnort: Gjøvik
Kontaktdaten:

Re: Beweggründe?

Beitrag von Wick1e »

Meine mutter, durch die ich selbst nach N gekommen bin, hat mit ueber 50 die zelte in D abgebrochen.
In D hatte sie eine sicheren arbeitsplatz, den sie einfach gekuendigt hat. In N muesste sie dann erst nach eine neuen stelle suchen.

Hauptgrund fuer N war fuer sie:
-die moeglichkeit sich ein eigenes haus zukaufen (hat in D nichtmal kreditt fuer eine kleine wohnung bekommen)
-die natur/ landschaft/ alles ist viel "freier"
-alles ist nicht so "stressig" wie in D (besonders am arbeitsplatz)
Sergej Ruslanowitsch
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 438
Registriert: Sa, 09. Jul 2005, 10:40

Re: Beweggründe?

Beitrag von Sergej Ruslanowitsch »

(Posting entfernt)
Zuletzt geändert von Sergej Ruslanowitsch am Mi, 14. Jun 2006, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
Norbert Kloss
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 859
Registriert: Mi, 29. Dez 2004, 20:43
Wohnort: Wickede / Ruhr

Re: Beweggründe?

Beitrag von Norbert Kloss »

Sergej Ruslanowitsch hat geschrieben:weil wir Deutsche schon so viele gute (fleissige und gebildete) Leute verloren haben, will ich dir sagen, was aus meiner Sicht gegen ein Auswandern spricht:
Sorry, das war aber nicht die Fragestellung. ;-)


Sergej Ruslanowitsch hat geschrieben:Wenn du jeden Tag Champagner trinkst und Kaviar isst, dann wirst du dich bald nach Currywurst mit Pommes sehnen - anders gesagt: Wenn du in der tollen Landschaft, in der du spannende und anregende Urlaubstage vebringst, jeden Tag zur Arbeit fährst, wirst du bald unempfindlich für den Segen einer solchen Natur.
Na, da kann ich dir nicht ganz zustimmen. Auch diesesmal verweise ich auf einzelne Personen hier im Forum, die gerade wegen dieser sagenhaften Natur nicht genug davon bekommen, obwohl sie tagtäglich zur Arbeit fahren müssen. Ich denke schon das es Menschen gibt, die den Segen der Natur auch noch nach Jahren genau so empfinden wie am ersten (Urlaubs-)Tag.


Sergej Ruslanowitsch hat geschrieben:Bedenke, was du hinter dir lässt, wenn du Deutschland den Rücken kehrst und nicht eines Tages kleinlaut und enttäuscht zurück möchtest: Du lebst hier in einem ungeheuer freien und reichen Land mit einer langen Geschichte. Ich für meinen Teil als Hobby-Genealoge weiss, dass meine Vorfahren jahrhundertelang an diesem Gemeinwesen aufgebaut haben und nur ihre Beharrlichkeit, ihr Fleiss und ihr Glaube uns diesen Wohlstand gebracht haben.
Wohlstand? Ich denke dieser beruht in Deutschland nur auf mindestens 2 vollwertige Einkommen. Ich kenne genug Leute die es nur durch ehrliche Arbeit (so sie denn noch einer nachgehen können) auf keinen grünen Zweig kommen. Die Schere zwischen arm und reich klafft in Deutschland ziemlich weit auseinander, den "Mittelstand" im familiären Sinn gibt es kaum noch. Und unser Staat bzw. unsere Volksvertreter haben die Taschen einfach zu voll um irgend etwas daran zu ändern. Der kleine Mann blutet und die Obrigkeit schaut tatenlos zu... (Sorry, sollte eigentlich keine politische Diskussion werden!!!)
Sergej Ruslanowitsch hat geschrieben:Auch wenn wir zur Zeit in einer großen Krise stecken und die Mehrzahl der Menschen hier lieber depressiv jammert, anstatt anzupacken - ich für meinen Teil bin stolz auf dieses Land und seine Menschen.
Bitte schön, das ist dein gutes Recht, ich stelle mir allerdings die Frage woran ich anpacken soll? "ICH BIN DEUTSCHLAND", unter diesen gegebenen Umständen, in dem das Land und die Politik m. E. zu wenig für die arbeitende Bevölkerung tut, schließe ich mich diesem Werbeslogan aus. Mal abgesehen davon: Hat es ein funktionierender Staat nötig für sich Werbung machen zu müssen?
Sergej Ruslanowitsch hat geschrieben:Möchtest du dir vom Staat soviel vorschreiben lassen, wie in Norwegen? Soviele Restriktionen und Beschränkungen?
Nun gut, da kann ich jetzt nichts zu sagen, ich habe mich noch zu wenig damit beschäftigt und gesicherte Informationen habe ich dazu nicht zu bieten. Hilf mir bitte auf die Sprünge, was meinst du damit?


Bevor ich hier eine politische Diskussion entfache, was nicht meine Absicht war, glaube ich das es besser ist, dieses Thema nur noch per Mail oder PN fortzuführen. Ich danke aber trotzdem über die neu erworbenen Kenntnisse.
Grüße aus Soest

Norbert
Sergej Ruslanowitsch
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 438
Registriert: Sa, 09. Jul 2005, 10:40

Re: Beweggründe?

Beitrag von Sergej Ruslanowitsch »

(Posting entfernt)
Zuletzt geändert von Sergej Ruslanowitsch am Mi, 14. Jun 2006, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
Imsewims
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 310
Registriert: Di, 07. Mär 2006, 11:30
Wohnort: Oslo

Re: Beweggründe?

Beitrag von Imsewims »

Es hat mich eher zufællig nach Norwegen verschlagen. Ich wollte nach dem Abi 18 Monate hier arbeiten (wusste damals nichts ueber Norwegen) und bin mittlerweile seit 10 Jahren hier.

Es gibt viele Gruende dafuer, dass ich nicht mehr hier weg møchte. Ich denke, dass ich als Frau beruflich in Deutschland nicht so weit kommen kønnte, wie ich hier schon bin (und ich bin noch nicht mal 30). Der Staat macht es einem einfach, Kinder zu kriegen z. B.

Aber es geht nicht nur ums Geld.
Es ist auch die Ruhe, die mich auch hier hælt.

Ich denke, dass es mir in Deutschland nicht so gut gehen kønnte, wie es mir hier geht (damit meine ich nicht nur økonomisch).
Norbert Kloss
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 859
Registriert: Mi, 29. Dez 2004, 20:43
Wohnort: Wickede / Ruhr

Re: Beweggründe?

Beitrag von Norbert Kloss »

Alsterix hat geschrieben: Da wirst Du denke ich recht unterschiedliche Auskünfte bekommen und vor allem
solltest Du auch diejenigen mit befragen die es versucht aber dann wieder abgebrochen haben.
Hallo Alsterix,

danke für den Tipp, ich denke aber da werden wenige Antworten kommen, wer gibt schon gerne sein Scheitern zu? Trotzdem, vielleicht gibt es ja den einen oder anderen der sich auch dazu äußern möchte?!?
Mich würden auch solche Berichte interessieren.

Grüße aus Soest
Norbert
Kerstin i Norge
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 1036
Registriert: Di, 02. Sep 2003, 13:26
Wohnort: Holum - Mandal

Re: Beweggründe?

Beitrag von Kerstin i Norge »

Wieso eigentlich "scheitern" ?

Man probiert was aus, es ist das richtige oder es ist es nicht. Wieviele Leute ziehen z.B. von Nord nach Süd, West nach Ost und umgekehrt in Deutschland und merken dann nach gewisser Zeit : Nee, das war es dann doch nicht, wir ziehen wieder in unsere Gegend.

Das ist doch kein Scheitern. Man hat Erfahrungen gesammelt und für sich entschieden, dass es nicht das richtige ist. So what ? Davon geht weder die Welt unter, noch braucht man sich dafür zu schämen oder es als scheitern ansehen. Wenn man eine neue Arbeitsstelle annimmt und nach ein paar Wochen merkt ,dass es nicht das richtige ist, dann sucht man sich halt was neues, da redet man ja auch nicht vom scheitern. Genauso ist es, wenn man woanders hinzieht, und da ist es schnurzpiepegal ob das die nächste Stadt, das nächste Dorf, das nächste Land oder der nächste Kontinent ist. Jeder Neuanfang ist schwer. Aber man probiert es aus. Für den einen ist es das richtige, für den anderen nicht.

Nur sollte man ehrlich damit umgehen. Ich hüpfe auch nicht bei allen Regelungen und Gesetzen Norwegens vor Freude in die Luft, mein Mann übrigens auch nicht, und er ist von Geburt aus Norweger. :wink: Aber welcher Deutsche, Franzose, Engländer, Amerikaner, Chinese etc pp macht das schon. KEINER !!! Es gibt überall gute und schlechte Seiten. Man muss halt für sich persönlich entscheiden, welche Seite überwiegt. Beir mir ist es in Norwegen die positive. Bei anderen ist es die negative. Na und ? Menschen sind nunmal Individuen.

Aber trotzdem könnte man mir kein lukratives Angebot machen, um mich wieder nach Deutschland zu kriegen. Nach 7 Jahren bin ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal wieder in meiner Geburtsstadt gewesen. Es war schön Familie und Freunde zu sehen, aber ich merkte für mich persönlich, dass mein Entschluss richtig gewesen ist - für mich. Und das einzigste, was ich persönlich in Norwegen vermisse.....ist ...nein, kein Alkohol, keine Zigaretten und auch keine Currywurst...sondern Schwarzwurzeln. Da hab ich mir eben ein paar Gläser als Souvenir mitgenommen.

Und ich erfreue mich täglich an der Natur, ich wohne nämlich mittendrin, auf dem Lande.

lg

kerstin
Doris
NF-Mitglied
NF-Mitglied
Beiträge: 876
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 16:15
Wohnort: Mo i Rana
Kontaktdaten:

Re: Beweggründe?

Beitrag von Doris »

Hallo Norbert,
bei mir waren es zwei Dinge: hauptsächlich die Liebe zum Land, zur Natur und auch zur Lebensart. Wir waren, bevor wir nach Norwegen umgezogen sind, sehr oft in Norwegen in Urlaub- zuletzt 2x pro Jahr, weil es uns auch im Winter so gut gefallen hat. Auf dem Rückweg nach Deutschland fingen wir schon an, den nächsten Urlaub zu planen. :lol:
Das andere war die wachsende Unzufriedenheit mit meiner beruflichen Situation in Deutschland. Als Chirurgin arbeitete ich 70 - 80 Stunden die Woche mit vielen Bereitschafts- und Wochenenddiensten. Nach 10 Jahren war ich so ausgelaugt, daß mich oft nur noch die Aussicht auf den nächsten Urlaub aufrechtgehalten hat.
Als ich dann die Chance hatte über ein Programm, das deutsche Fachärzte nach Norwegen vermittelte, eine Stelle in Norwegen zu bekommen, musste ich nicht lange überlegen.
Wir haben unseren Entschluß übrigens noch nicht eine Minute bereut. Hier ist auch nicht alles nur positiv, aber das wussten wir schon vorher.
Ich muß auch Sergej Ruslanowitsch widersprechen: auch nach mittlerweile 4 Jahren in Norwegen freue ich mich jeden Tag an der Natur, geniesse den Blick auf den Fjord aus dem Fenster, bin oft draußen unterwegs zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Boot, mit Skiern und sage oft zu meinem Mann ( speziell wenn wir eine schöne Bergtour gemacht haben und vom Gipfel die Aussicht genießen) wie priviligiert wir doch sind, daß wir hier wohnen :lol: . Vor unserem Umzug nach Norwegen haben wir uns in solchen Situationen oft gesagt, daß wir das jetzt wieder tief in uns aufnehmen müssen, weil es für ein ganzes Jahr reichen muß.
Liebe Grüße aus Mo
Doris
Norbert Kloss
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
Beiträge: 859
Registriert: Mi, 29. Dez 2004, 20:43
Wohnort: Wickede / Ruhr

Re: Beweggründe?

Beitrag von Norbert Kloss »

Kerstin i Norge hat geschrieben:Wieso eigentlich "scheitern" ?
Hallo Kerstin,
nun, vielleicht ist scheitern nicht der richtige Ausdruck, trotzdem, ein jeder der auswandern will, wird eine bestimmte Erwartungshaltung an sich haben. Kann er die nicht erfüllen, aus welchem Grunde auch immer, ist er persönlich gescheitert.
Es verhält sich in etwa so wie bei einem hohen Gipfelversuch: Es ist nicht fundamental nicht auf dem Gipfel des Berges stehen zu können, habe ich die Tour aber nur danach ausgerichtet (wer macht schon eine Bergbesteigung ohne die Option den Gipfel besteigen zu wollen?) und widrige Umstände lassen einen Gipfelsturm nicht zu, dann bin ich gescheitert obwohl die gegebenen Umstände daran schuld waren und nicht mein persönlicher Wille. Die Enttäuschung es nicht geschafft zu haben wäre groß und das hängt halt nicht jeder gern "an die große Glocke".
Daher glaube ich, dass es nur wenige geben wird (so es denn hier überhaupt welche gibt) die sich dahingehend outen würden, dass sie es nicht geschafft haben mit dem Leben in Norwegen klar zu kommen und es vorgezogen haben, wieder in ihrem Heimatland, egal ob Deutschland oder anderswo, zu leben, wohnen und zu arbeiten.

Grüße
Norbert
rype
Beiträge: 3
Registriert: Mo, 22. Mai 2006, 15:13
Wohnort: Nord-Norge

Re: Beweggründe?

Beitrag von rype »

Hallo Norbert,
habe erst heute Deinen Beitrag gelesen. Ich denke das Alter spielt keine Rolle, der Wille muss da sein. Ich bin über 50 und habe es angepackt im Juli nach N zu gehen. Nicht weil hier alles teuer ist, sondern wie schon geschrieben, Du bist in dem Alter nichts wert, aber man bekommt seine Chance, wenn man arbeiten will. Ich habe bisher 12 - 14 Stunden im Büro gearbeitet und kann nicht einfach zu Hause sitzen. In Nord-Norwegen habe ich Arbeit gefunden, nicht im Büro, aber von dem Geld kann ich leben. Mein Mann ist Taxifahrer in Berlin für 550 netto im Monat, er war nicht leicht, aber in Tromsö suchten sie Taxifahrer. Wir lieben das Land und respektieren die Leute sowie ihre Gewohnheiten, aber wir haben eine 2. Chance, um unser Leben noch lebenswert zu gestalten. Der Beigeschmack, drei Kinder und zwei Enkelkinder bleiben in D, das ist schon schmerzlich. Sollten wir dennoch scheitern, lasse ich Dich es wissen.

ip
Antworten