Allemannsretten und Wohnmobil

Alles rund um Camping und Wohnmobile/Gespanne
Heli
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Heli »

Hei,

zur Klarstellung I: es ist in Norwegen nicht verboten mit einem Wohnmobil 7-8 Stunden auf einem Rastplatz zu stehen.

Es ist immerwieder interessant, wie hier motorisierte Fahrzeuge fälschlicherweise mit Zeltlagern gleichgesetzt werden. Würde der norwegische Gesetzgeber tatsächlich Wohnmobile und Campinggespanne von Rastplätzen verbannen wollen würde eine kleine Änderung in der Verkehrsgesetzgebung reichen. Offensichtlich gibt es diese aber nicht! Also bitte nimmt nicht die Wünsche einiger für geltendes Recht. Sie sind es nämlich nicht.

Zur Klarstellung II:
Kjell Mønnich, gen sekr NCC hat geschrieben:Rasteplasser og avkjørsler er der for at trafikanter – av alle kategorier – skal få nødvendig hvile. Noen trenger hvile i 7-8 timer, andre finner det fornuftig å stanse 15 minutter for å unngå å sovne ved rattet
Diese Problematik hat nichts, aber auch garnichts mit dem deutsch-norwegischen Verhältnis zu tun. In erster Linie geht es nämlich um Norweger, die Norwegern das übernachten auf Rastplätzen verbieten wollen. Ich kann dazu nur die Seites des NCC empfehlen.

Gruß aus dem sonnigen Larvik!
Alsterix
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Alsterix »

@ heli

Selbstverständlich hat das mit dem Verhältnis zwischen Norwegern und Deutschen nichts zu tun sondern ist allgemein ein Problem wie Camper sich verhalten, vollkommen unabhängig von ihrer nationalen Herkunft. Hier zu bestreiten daß Rastplätze von bestimmten Reiseführern ausdrücklich als die "Gratis-Alternative" zu Campingplätzen herausgestellt und eben leider offensichtlich von vielen Touris auch dementsprechend genutzt werden ist aber schon hübsch unverfroren :kopfmauer: .
Insoweit sind die schon jetzt eine Nummer weitergehenden Verbote aufgrund kommunaler Entscheidungen (siehe Oppdal) dochwohl nun wirklich nicht mißzuverstehen. Und bevor hier weiter eine wohl doch eher typisch deutsche Debatte um die Auslegung norwegischer Gesetze stattfindet und welcher Paragraph denn nun anzuwenden ist oder nicht - nach der norwegischen Gesetzgebung haben die Kommunen sehr wohl das Recht dazu, im einzelnen weitergehende und präzisierende Verbote bis hin zu Parkverboten usw zu verhängen :!: .
Ich persönlich finde es unschön genug wenn die sich überhaupt zu so etwas genötigt sehen - das kostet nämlich alles sinnlos Arbeitszeit und Geld die man anderswo sinnvoller einsetzen könnte wenn sich nicht etliche Leute so ignorant verhalten würden :wink: .
Wie sagt man in Deutschland so schön : wer nicht hören will..... In diesem Fall ist das Dumme daß höchstwahrscheinlich nicht unmittelbare Bußgelder oder dergl. die eigentlichen Verursacher treffen werden sondern Absperrungen und andere Baumaßnahmen in der Perspektive alle treffen, auch diejenigen die nur ihre 15 Minuten oder dergl. an Pause machen wollen, zum Fotografieren oder Mittagessen anhalten oder eine Wanderung machen wollen.
Was mich allerdings am meisten ärgert ist die absehbare dauerhafte Beeinträchtigung der Natur und freien Landschaft - einerseits durch gehäufte Campingfahrzeuge aller Art und andererseits durch Schranken, Absperrbalken, Zäune und ähnliches in einem Land in dem man bislang recht gut mit recht wenig Zäunen zurechtgekommen ist ........


alsterix
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EuraGerhard
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von EuraGerhard »

Hallo,

bin Neuling in diesem Forum, sowohl begeisterter Wohnmobilfahrer als auch Norwegenfan, so wie Frau und Tochter auch. (Auch wenn wir dieses Jahr mit "Ausnahmegenehmigung" der weiblichen Zweidrittelmehrheit nach Irland fahren :wink: ). Deshalb möchte ich hierzu meine Meinung äußern.

1. Gesetze und Verbote:

Ich habe eingehend gesucht und auch (durchaus rechtskundige) norwegische Kollegen gefragt. Und es gibt offenbar in Norwegen kein Gesetz, dass Übernachtungen im Wohnmobil außerhalb von Campingplätzen verbietet! Ob das jetzt als "Wildcampen", "frei stehen" oder was auch immer bezeichnet wird, tut nichts zur Sache. Es gibt sehr wohl ein Gesetz, das Kraftfahrzeugen verbietet, die Straßen zu verlassen. Und natürlich gibt es mitunter an Rast- und Parkplätzen mehr oder weniger eindeutige Verbotsschilder, wobei selbige in einigen Gegenden (z.B. Kommune Rjukan) außerhalb der Saison zugehängt werden. Daraus folgt zweifelsfrei:

Wenn ich mit dem Wohnmobil auf einem Parkplatz, auf dem kein Verbotsschild steht, übernachte UND dabei die aus dem Jedermannrecht folgenden Einschränkungen (z.B. 150 m Mindestabstand zu Häusern) strikt beachte, handle ich völlig legal!

Natürlich kann ich mich irren, aber wer mir hier einen Irrtum nachweisen will, tue dies bitte unter Angabe des entsprechenden Gesetzestextes. Damit habe ich diesem typisch deutschen Teil der Diskussion hoffentlich Genüge getan.

2. Beeinträchtigung der Natur:

Wie für viele Andere ist auch für uns das Naturerlebnis einer der Hauptgründe, um überhaupt Urlaub in Norwegen zu machen. Gerade deshalb ist es mir sehr wichtig, die Natur zu erhalten und zu schützen. Auch bin ich mir der Empfindlichkeit der nordischen Vegetation sehr wohl bewußt. Deshalb befürworte ich auch ausdrücklich oben erwähntes Verbot, ins Gelände zu fahren, und halte mich strikt daran (im Gegensatz zu einigen Einheimischen).

Allerdings sollte Eines klar sein: Ein Wanderer, der - völlig im Rahmen des Jedermannrechts - für ein, zwei Nächte in der Wildnis zeltet, belastet die Natur wesentlich stärker als ein Wohnmobil, das auf einem befestigten Parkplatz übernachtet! Und geeignete Parkplätze gibt es, auch außerhalb der Rastplätze an Hauptverkehrsstraßen, in Norwegen in Mengen. Z.B. an Badeplätzen und Sehenswürdigkeiten. Aber auch z.B. die Wintersportzentren haben i.d.R. riesige, gut befestigte Parkplätze, die im Sommer meist völlig leer stehen. (Hier würde sich für die Betreiber sogar eine Einnahmequelle ergeben, würden sie diese im Sommer als Wohnmobilstellplätze anbieten.)

3. Beeinträchtigung der Anwohner:

Sicherlich das heikelste Thema hier, obwohl dies in einem so dünn besiedelten Land wie Norwegen schon erstaunlich ist. Es gibt aber leider, das muss ich zugeben, unter den Wohnmobilfahrern (wie auch sonst) eine kleine Gruppe schwarzer Schafe, die durch ihr rücksichtsloses Verhalten ihre Mitmenschen gegen sich aufbringen und damit Vorurteile schüren. Leider werden gegen diese Leute auch Verbote nichts helfen: Sie sind es bereits gewöhnt, sich darüber hinwegzusetzen und werden es auch weiterhin tun.

Um Beeinträchtigungen der Anwohner auszuschließen, haben wir uns folgendes Verhalten angewöhnt: Sollte sich unser potenzieller Übernachtungsplatz in Sichtweite eines Hauses befinden, dann fragen wir dort. Bislang sind wir noch nie abgewiesen worden, ganz im Gegenteil, manchmal wurde uns noch ein viel besserer Platz gezeigt oder wir wurden gleich eingeladen.

4. Die besondere Situation an der E6:

Die E6 als Hauptschlagader des norwegischen Straßenverkehrs bündelt natürlich alle Probleme, die mit Straßenverkehr, also auch Wohnmobilen, zusammenhängen. Und natürlich habe ich Verständnis für den Ärger jedes LKW-Fahrers, der wegen eines zugeparkten Rastplatzes die vorgeschriebenen Ruhezeiten nicht einhalten kann. (Genauso wie ich mich als PKW- bzw. Wohnmobilfahrer darüber ärgere, wenn ich an einem Rastplatz keine Pause machen kann, weil sämtliche PKW-Plätze von LKW blockiert sind.)

Daher habe ich durchaus Verständnis dafür, wenn besonders betroffene Kommunen wie Oppdal hier regulierend eingreifen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass eben entsprechende Alternativangebote vorhanden sind. Zum Glück klappt das in Norwegen (im Gegensatz zu Deutschland) meist ganz gut.

MfG
Gerhard
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Rolf
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Rolf »

Um meinen Senf auch noch dazu zu geben: Volle Zustimmung an Gerhard.
Würden sich alle so verhalten, wie von dir beschrieben, könnte man sich diesen Thread sparen.
Das Problem ist nur, dass es eben einige wenige Wohnmobilfahrer gibt, die sich nicht so verhalten, wie von dir beschrieben - und auch wenn es nur wenige sind, sind es eben doch so viele, dass sie auffallen.

Gruß
Rolf
Alsterix
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Alsterix »

@ EuraGerhard und Rolf :

Ihr habt (bei aller Zustimmung was Eure Verhaltensweisen angeht) einen wichtigen Punkt übersehen :

Es gibt von Jahr zu Jahr eine Zunahme des Campingverkehrs durch Touristen (norwegische ebenso wie ausländische), die konkrete Belastung und das Fahrzeugaufkommen wächst also ständig weiter. Selbstverständlich ist daran nicht der einzelne Tourist schuld - gleichwohl ist er dann aber eben leider ein Teil dieses Wachstums und trägt zum Problem bei.

Außerdem kann mich diese ein weiteres Mal vorgetragene feinsinnige juristische Unterscheidung "Ja wir übernachten hier in einem Campingfahrzeug - aber nein, mit Camping hat das absolut nichts zu tun" nicht wirklich überzeugen. Ihr werdet nicht bestreiten wollen und können daß die Beschilderungen von Statens Vegvesen hinsichtlich des Campingverbots unzweideutig sind. Diese Schilder aber stehen nicht nur gelegentlich mal irgendwo sondern meist sogar mehrfach (und mehrsprachig !) an so ziemlich jedem Rastplatz. Allerdings kann man sie im Sommer oft schwer sehen wenn sie durch Womos und Wohnwagen zugeparkt sind 8) .
Wo nun die absolute Grenze zwischen einer Übernachtung und "Camping" liegt mag nicht ausreichend in norwegischen Gesetzen definiert sein, spätestens kommunale Regelungen stellen diesen Mangel jetzt offenbar ab. Im Grunde kommt es aber auch überhaupt nicht darauf an ob jedes Verbot akkurat so buchstabenmäßig durch Gesetze und Verordnungen alle feinen Abstufungen ausformuliert. Es wird sich ohne einen immensen Aufwand den niemand will nicht feststellen lassen wielange welches Campingfahrzeug auf welchem Rastplatz parkt. Wenn mehr oder weniger alle Parkplätze belegt sind spielt das aber auch gar keine Rolle mehr - dann ist nämlich das Ende der Fahnenstange erreicht :wink: .

Zahlreiche Einrichtungen wie kostenlose Entsorgungsstationen und mehr und mehr sehr günstig oder auch umsonst angebotene spezielle Womo-Stellplätze belegen neben einer schwerlich zu bestreitenden norwegischen Gastfreundschaft den Fakt daß dieser Tourismus im großen und ganzen in Norge willkommen ist. Auf der anderen Seite gibt es aber auch nicht wenige Leute die sich schon am Anblick von Campingfahrzeugen stören, speziell in der freien Landschaft oder Nationalparks. Dieser Punkt hat auch überhaupt nichts speziell mit Womos oder Campern zu tun - das ist schlicht das Empfinden einer Störung so wie oft genug auch andere menschliche Eingriffe in die Natur als Störung empfunden werden - denkt nur einmal an Windkraftanlagen, Straßenbau, Freileitungen, Militär und und und. Insoweit läßt sich das Problem also leider auch nicht auf "einige schwarze Schafe" reduzieren.

Es scheint mir da auch ein Stück weit ein Verständnisproblem beim "Jedermannsrecht" zu geben. Diese uralte Praxis hat ihre Wurzeln im "Friluftsliv" wozu in erster Linie Dinge wie Wandern, Bergsteigen, Angeln, Fahrradfahren, Skilaufen etc. gehören. Mit gesetzlicher Regelung ist dabei seit rund zwei Jahrhunderten dafür gesorgt daß auch private Grundbesitzer diese maßvollen Aktivitäten anderer Menschen auf ihrem Grund dulden müssen solange dabei bestimmte Grenzen nicht überschritten werden und kein Schaden angerichtet wird. Mit jeglicher Art motorisierten Verkehrs hat das aber überhaupt nichts zu tun.

Alternativangebote zu den Rastplätzen und öffentlichen Parkplätzen (soweit man dort eben Camping nicht haben will) werden ja auch mehr und mehr ausgebaut - vor allem aber sind sie in der Form meistens vollkommen ausreichender Campingplätze gegeben. Dabei wird man aber sicherlich in Zukunft öfter und tiefer in die Tasche greifen müssen....
Umgekehrt soll mir nun aber bitte niemand erzählen daß genau dies für Norwegen von vielen so selbstverständlich beanspruchte "Recht" gratis überall zu parken und in seinem Camper zu übernachten (jaja, nicht zu campen - ich hab`s gehört) in Deutschland so gegeben wäre. Wer das ein paar Wochen lang etwa an der deutschen Nord- und Ostseeküste probiert dürfte schnell eines besseren belehrt werden, ebenso auch in Dänemark und den Niederlanden wo es dann nicht eben selten Konflikte mit Polizei etc. gibt.


alsterix
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Heli
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Heli »

Alsterix hat geschrieben: Außerdem kann mich diese ein weiteres Mal vorgetragene feinsinnige juristische Unterscheidung "Ja wir übernachten hier in einem Campingfahrzeug - aber nein, mit Camping hat das absolut nichts zu tun" nicht wirklich überzeugen.
Das ist absolut nichts Feinsinniges dabei. Das eine hat vier (oder mehr) Räder, das andere hat keine Räder dafür Zelthaken.

Auf einer Kurzreise nach Bergen vorgestern ist mir aber ein Übeltäter aufgefallen. Es handelte sich um einen Reisebus, der and der Rv7 abgestellt stand und ringsum hat die ganze Reisegruppe 30-40 Kleinzelte aufgestellt. Faktisch ein eigenes Dorf...

Nun, das ist richtig dreist. Da bietet ein osteuropäisches Reiseunternehmen Zeltferien in Norwegen an, kassiert Geld und spart sich die Camopingplatzkosten...

Bezügl. Naturverwüstung durch Wohnmobile (nicht Zelte) bitte keine unkvalifizierten Kommetare mehr. Das Womo ist so ziemlich die schonendste Tourismusform. Es bleibt auf der Straße und berührt diese nur mit 4 (oder mehr :D Rädern). Da nerven mich die Hüttengründe, die wie Pilze aus dem Boden spriesen und die Landschaft zum Teil irreparabel verhunzen viel mehr...

Grüße aus dem sonnigen Larvik!
EuraGerhard
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von EuraGerhard »

@ Alsterix:
Alsterix hat geschrieben:Es gibt von Jahr zu Jahr eine Zunahme des Campingverkehrs durch Touristen (norwegische ebenso wie ausländische), die konkrete Belastung und das Fahrzeugaufkommen wächst also ständig weiter.
Komisch, gerade vor ein paar Tagen ist mir eine Statistik über den Tisch geflutscht, nach der zwischen 1993 und 2003 die Anzahl der deutschen Norwegenurlauber stetig zurückgegangen ist. Kann aber natürlich sein, dass dies durch Urlauber aus anderen Ländern kompensiert wird. Zu bedenken ist aber auch, dass der Tourismus nach dem Ölexport der Hauptdevisenbringer für Norwegen ist, die Norweger selbst also vom wachsenden Tourismus durchaus profitieren.
Alsterix hat geschrieben:Außerdem kann mich diese ein weiteres Mal vorgetragene feinsinnige juristische Unterscheidung "Ja wir übernachten hier in einem Campingfahrzeug - aber nein, mit Camping hat das absolut nichts zu tun" nicht wirklich überzeugen. Ihr werdet nicht bestreiten wollen und können daß die Beschilderungen von Statens Vegvesen hinsichtlich des Campingverbots unzweideutig sind.
Weder Rolf noch ich haben eine solche "feinsinnige Unterscheidung" gemacht. Im Gegenteil, ich habe klar geschrieben, dass ich hier eben keinen Unterschied sehe. Tatsache ist aber wohl, und hier scheinst Du mir ja "feinsinnig" :wink: zuzustimmen, dass es ein allgemeines Wild-Camping-Verbot in Norwegen nicht gibt!

Wenn es allerdings ein lokales Verbot (z.B. durch Beschilderung) gibt, dann interpretiere ich da nicht lange herum, sondern dann halte ich mich daran. Punkt.
Alsterix hat geschrieben:Auf der anderen Seite gibt es aber auch nicht wenige Leute die sich schon am Anblick von Campingfahrzeugen stören, speziell in der freien Landschaft oder Nationalparks. Dieser Punkt hat auch überhaupt nichts speziell mit Womos oder Campern zu tun - das ist schlicht das Empfinden einer Störung so wie oft genug auch andere menschliche Eingriffe in die Natur als Störung empfunden werden - denkt nur einmal an Windkraftanlagen, Straßenbau, Freileitungen, Militär und und und.
... oder Campingplätze... :wink:

Ich habe ja bereits gesagt, dass ich stets um Erlaubnis frage, wenn ich in Sichtweite eines Hauses zu übernachten gedenke. Und ich würde selbstverständlich weiterfahren, sollte jemand etwas dagegen haben. (Ist mir halt noch nie passiert.) Und auch, dass ich das Verbot, die Straßen zu verlassen, strikt beachte. Aber wer sich allein am Anblick meines Womos auf einer öffentlichen Straße stört, der möge bitte woanders hinschauen.
Alsterix hat geschrieben:Es scheint mir da auch ein Stück weit ein Verständnisproblem beim "Jedermannsrecht" zu geben. Diese uralte Praxis hat ihre Wurzeln im "Friluftsliv" wozu in erster Linie Dinge wie Wandern, Bergsteigen, Angeln, Fahrradfahren, Skilaufen etc. gehören.
Wie schon gesagt, ich berufe mich nicht auf das Jedermannrecht. Es ist mir auch klar, dass z.B. in Deutschland zahlreiche Gerüchte über das Jedermannrecht kursieren, die z.T. so weit gehen, dass angeblich sogar das Jagen erlaubt sei! :shock: Gerüchte gibt es allerdings auch über deutsche Gesetze (z.B. "Eltern haften für ihre Kinder"), und es ist unter Anderem auch den Reiseführern für Wohnmobilisten zu Gute zu halten, dass sie hier bezüglich des Jedermannrechts Klarheit schaffen.
Alsterix hat geschrieben:Alternativangebote zu den Rastplätzen und öffentlichen Parkplätzen (soweit man dort eben Camping nicht haben will) werden ja auch mehr und mehr ausgebaut - vor allem aber sind sie in der Form meistens vollkommen ausreichender Campingplätze gegeben. Dabei wird man aber sicherlich in Zukunft öfter und tiefer in die Tasche greifen müssen....
Habe ich auch kein Problem damit.

MfG
Gerhard
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Alsterix »

Heli hat geschrieben:
Alsterix hat geschrieben: Außerdem kann mich diese ein weiteres Mal vorgetragene feinsinnige juristische Unterscheidung "Ja wir übernachten hier in einem Campingfahrzeug - aber nein, mit Camping hat das absolut nichts zu tun" nicht wirklich überzeugen.
Das ist absolut nichts Feinsinniges dabei. Das eine hat vier (oder mehr) Räder, das andere hat keine Räder dafür Zelthaken.

Bezügl. Naturverwüstung durch Wohnmobile (nicht Zelte) bitte keine unkvalifizierten Kommetare mehr. Das Womo ist so ziemlich die schonendste Tourismusform.
Ja, ich verstehe - wenn`s um die deutsche Kraftfahrzeugsteuer geht dann handelt es sich eben nicht um ein normales Auto sondern der Hauptzweck seiner Bestimmung ist, darin zu wohnen. Daraus folgt dann die ganz erheblich verminderte Kraftfahrzeugsteuer für das Wohnmobil.
Wenn's aber um Camping geht, dann ist das ein gaaanz normaler PKW und gelegentlich wird da auch mal drin übernachtet :spinner: .
Der unqualifizierte Kommentar zur Naturbelastung und Störung des Landschaftsbildes stammte übrigens so nicht von mir sondern steht so fast wörtlich im Kommentar zum friluftloven, herausgegeben von der norwegischen Umweltbehörde :oops: .

Aber es stimmt schon, wir werden mangels hinreichender Einsichtsfähigkeit offenbar zu keiner Einigung kommen.
Wie habe ich das bei kai-erik von Herrn Einstein gelesen ?
"Det er meget nedslående å leve i en tid da det er lettere å sprenge et atom enn en fordom." :wink:


alsterix
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Norry
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Norry »

Alsterix hat geschrieben: Umgekehrt soll mir nun aber bitte niemand erzählen daß genau dies für Norwegen von vielen so selbstverständlich beanspruchte "Recht" gratis überall zu parken und in seinem Camper zu übernachten (jaja, nicht zu campen - ich hab`s gehört) in Deutschland so gegeben wäre.
alsterix
Darum gehts ja auch nicht unbedingt, aber sofern Du Dich in .de auf nen Rastplatz stellst funktionierts wunderbar, da faehrt Dir niemand an den Karren.

Gruss aus gerade Stavanger, wo ich bei nem Bekannten uebernachte und mir zumindest heut keine Gedanken machen muss, ob ich nun 1 oder 2 Stunden im Auto schlafen darf, ohne ein Kapitalverbrechen zu begehen :roll:

Mensch, kommt doch mal runter. Schwarze Schafe wirds immer geben, auch mit Verboten usw., und der Grossteil verhaelt sich ja anstaendig.
Man muss ja Alkohol auch nicht verbieten, auch wenns hier ebenso Personen gibt, die es missbrauchen.

In dem sinne.

Ciao

N.
Heli
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Heli »

Hei,

ich meine wenn mann sich deutsche oder alpenländische Rastplätze in der Urlaubszeit ansieht, wird man ebenso viele Womos dort übernachten sehen. Ich finde neben dieser "ist das jetzt legal oder nicht?" Diskussion kann man sich sehr wohl die Frage stellen, ob das irgendjemandem schadet. Tut es meiner Meinung nämlich nicht.

Wenn ich mir die Gegenmaßnahmen so betrachte ist das schon ein "mit Kanonen auf Spatzen schießen". Ich meine Höhenabsperrungen oder Parkverbote gehen doch nach hinten los.

Ein nettes Beispiel sind die Lofoten. Da ist das Übernachten auf Rastplätzen verboten. Schön, hat sich mal jemand im Sommer angeschaut wie viele Womos in Wohngebieten stehen?

Höhenabsperrungen treffen nicht nur Wohnmobile. LkW, PkW mit Ladung (Gepäckträger oder Lastenanhänger), Überlandbusse, etc. wären auch betroffen. Parkverbote? Wie oft habe ich schon nach Kundenbesuchen/ etc. übermüdet einen Rastplatz angesteuert. Und meistens ist die Verkehrstüchtigkeit nicht in 15 min. sondern erst nach 2-3 h wieder hergestellt. Da würden wir uns mit nächtlichen Parkverboten sicher keinen Gefallen tun.

Ich meine wir haben hier einfach einen Trade-off. Es gibt keine optimale Lösung und daher hat Alsterix völlig recht, wenn er meint, daß wir nicht auf einen Nenner kommen. Wobei ich meune daß der Status quo, wie wir ihn jetzt haben die kleinsten Übel mit sich bringt.

Grüße aus dem sonnigen Larvik!
irespondek
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von irespondek »

Hallo und Guten Morgen,
habe als Neuling in diesem Forum einige Beiträge mit Kopfschütteln gelesen. Wir haben vor einigen Tagen unseren Jahresurlaub 4 Wochen Norwegen mit dem Wohnmobil beendet. Wir haben teilweise "frei" gestanden, teilweise auf Campingplätzen übernachtet. Dabei haben wir uns stets an unsere eigene, in allen Ländern dieser Welt geltende Regel gehalten: Verhalte Dich stets so, wie sich nach Deiner Ansicht alle anderen im Interesse der Allgemeinheit verhalten sollen. Damit ist eigentlich alles gesagt. Selbstverständlich verbietet keiner das freistehen, Rechte haben bedeutet aber auch Verpflichtungen zu haben. Mir kann keiner erzählen, dass Wohnmobilfahrer immer alles im Heimatland kaufen müssen und den Müll dann auf der Reise frei entsorgen müssen. Es geht auch anders. Mann kann jederzeit, der Umgebung angepasst, frei stehen und trotzdem zur Entsorgung von Müll, Toilette und Abwasser Campingplätze anfahren, einige NOK kostets es dann aber. Diese sollte jemand, der dafür eine noch saubere Natur erleben kann, allerdings ausgeben können!!!

Hier war viel von Müll in Verbindung mit Wohnmobilen und/oder Camping zu lesen.

Schlimmer für mich war in den 4 Wochen der Bustourist, der in 10 Tagen hin und zurück bis zum Nordkap gekarrt wird, alle 2-3 Std. an irgendeinem Parkplatz anhält, die obligatorische Pinkel/Zigarretenpause macht. Fährt der Bus weiter und man schaut sich den Boden der Parkplätze an, kann man alle Zigarettenmarken auf dem Boden liegend erkennen, einschl. leerer Schachteln. Dies ist aus meiner Sicht ein viel größeres Problem, dessen sich keiner annehmen will. Dieser Tourist interessiert sich nicht dafür, wie die Natur nach dem 1000 Bus aussieht, Jedermannsrecht kennt der, JedermannsPflicht nicht. Er verläßt sich auf den Busfahrer, der hält an und hier auf diesen Rastplätze kann man sich schlecht benehmen.

Ich habe in den 4 Wochen in Norwegen keinen getroffen, der sich durch meine Anwesenheit belästigt gefühlt hat. Wir haben immer, wenn es notwendig war, gefragt ob wir an dieser Stelle stehen dürfen, haben nie irgendeine Absage erhalten und haben uns immer entsprechend anständig verhalten.

Diese Verhaltensweise sollten wir uns ALLE zu eigen machen, dann klappts auch mit den Nachbarn.

Gruß
Isolde
Pilze-Börnie
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Pilze-Börnie »

Also zum einen ist mir zumindest für den Bereich des Setesdals wo ich mich für einige Tage rumtreiben durfte aufgefallen, dass dieses Jahr verhältnismäßig wenige Wohnmobile unterwegs waren. So sind uns u.a. auf einer großen Rundfahrt am ganzen Tag nicht mehr als vielleicht 15 Womos begegnet. Was das Freistehen und die notwendige Entsorgung anbetrifft denke ich, dass meine Vorschreiberin Isolde das sehr gut dargelegt hat wie man sich verhalten sollte. Wichtig ist für uns alle, die wir Womofahrer sind, immer daran zu denken, dass der eine kleine Müllsack von mir nicht wirklich was ausmacht, kommen aber 999 andere im laufe eines Monats dazu ist ein Berg entstanden, der für die entsorgungsverpflichtete Gemeinde schnell zu einem ordentlichen Kostenfaktor wird. Wesentlich schlimmer wirken sich leider Gottes die schwarzen Schafe aus, die auch Ihre Abwässer und vor allem Chemietoiletten in aller Heimlichkeit entsorgen und sich dann noch darüber ustig machen wenn andere nachfolgende Camper zuunrecht verdächtigt werden. Kommen diese Verunreinigungen in die Trinkwasser-Resservoire, dann ist der finanzielle Aufwand zur Schadensbehebung ungleich größer als die Entsorgung von 999 Mülltüten.
Es lohnt also wirklich immer wieder einmal einen CP anzusteuern, dort einige Kronen in die Entsorgung zu investieren um sich dann mit umso besserem Gewissen den Schönheiten der geliebten norwegischen Natur widmen zu können.
Übrigens, die weitaus meisten Womos die ich dieses Jahr in Norwegen unterwegs gesehen habe waren norwegische und es stößt mir unangenehm auf wenn immer auf den bösen ausländischen - am liebsten deutschen - Womo-Touristen rumgehackt wird, das gleiche Recht aber offenbar nicht auch für die Norweger gilt, denn deren Womos stehen sehr viel öfter in der "Pampa" als man glauben sollte. Das ist keine Rechtfertigung für uns, dies den Norwegern gleich zu tun, aber es fällt schon auf und soll daher in dieser Diskussion auch nicht unerwähnt bleiben.
Das was wir hier sicherlich tuen können ist zur Besonnenheit aufzurufen und für ein faires Verhalten im Umgang mit der so empfindlichen nordischen Natur, aber auch für ein sinnvolles und friedliches Miteinander mit den Menschen die in unserem Lieblings-Ferienland leben, zu werben.
Die Menschen dort oben kommen uns unglaublich tolerant und gastfreundlich entgegen, es liegt an uns, sie nicht zu enttäuschen.

Gruß Euer

Pilze-Börnie
Peetry
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Re: Allemannsretten und Wohnmobil

Beitrag von Peetry »

ich war jetzt 3 Wochen in Norge und ich stelle fest das diese Diskusion immer noch in Gang ist. Ist das Thema nicht endlich mal erschöpft? Ich denke das es immer schwarze Schafe gibt, egal welcher Nationalität, und man die hier, so hoffe ich doch, nicht antrifft.
Wir waren mit dem Womo unterwegs und immer! auf dem Campingplatz. So schöne Parkplätze gibt es doch gar nicht, das man da gerne steht.
liebe Grüße
Elchbär
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