Heute schlafen wir aber lang! Es ist schon kurz vor neun als wir endlich aufstehen. Bis wir fertig sind ist es viertel vor zehn. Aber der ganze Platz liegt noch im Tiefschlaf, nur vereinzelt hört man eine Tür klappen oder einen Reißverschluss ratschen. Wir treten die ruckelige Rückfahrt an. Auf der schmalen Piste kommt uns eine ganze Schlange Wohnmobile entgegen, nicht so was kompaktes wie wir, nein, große Straßenkreuzer - alles Italiener und die schimpfen mit uns, weil wir nicht genug Platz machen. Aber der Straßengraben steht nun mal nicht zur Debatte! Sollen sie halt fahren lernen, die 14 Italo-Rentner-Paten...
Wir rollen weiter auf der Staubpiste bis zur 62. Ab da ist wieder Teer! In Patreksfjörður holt die Frau in einem richtigen Tante-Emma-Laden Brot an der Theke und Silk (süß eingelegter Hering). An der Tankstelle nebenan füllen wir Diesel auf, entsorgen Abwasser und putzen die Scheiben! Wir genießen das ruhige Fahren, ganz ohne hüpfen und schaukeln.
Leider geht die 63 bald wieder in Schotter oder Staubpiste über, so für ca. 100 km (gefühlt sind es bestimmt 1000!) und ungefähr alle zwei Kilometer ein "kurzer Fotostopp"! Zum Beispiel bei Reykjarfjordur an der heißen Quelle mit dem Schwimmbecken. Leider ist das Becken nicht gefüllt, denn es wird gerade saniert und so schauen wir uns den „Hot Pot“ nur an.
Bei den heißen Quellen viele springen Touristen reflexartig ins warme Wasser. Leider ist dadurch die Belastung für das Wasser inzwischen sehr hoch. In Isländischen Zeitungen war bereits über gefährliche Keime und Bakterien in den heißen Quellen und Flüssen zu lesen. Wir waren etwa eine Stunde vor Ort und in dieser Zeit haben ca. 30 Personen in dem oberen Tümpel gebadet.
Wir rumpeln weiter durch die Westfjorde.
Irgendwo im Nirgendwo ist Abseits der Route 60 ein Platz zu sehen, da steht schon ein VW-Bus. Da möchte ich Pause machen! Hätten wir den Weg vorher gesehen, wäre ich wahrscheinlich durchgefahren. Das ist Gravel Road maximal! Dicke Steine, Löcher, tiefe Rillen und steil! Aber im nu sind wir unten, machen Pause und denken erstmal nicht nicht an die Weiterfahrt...
Das Rauffahren klappt jedoch erstaunlich gut und oben beschließen wir, den gerade passierten Wasserfall genauer zu inspizieren. Das ist doch bestimmt der Dynjandi von oben! Meinst du wirklich? Ja!. Gut, was weiß ich schon... Wir machen Fotos aus allen Ansichten, ich klettere einen Hang hinunter, die Frau stapft durch ́s Gestrüpp zum anderen Ende und zum Schluss haben wir uns gefreut, wie groß die Bilderausbeute ist.
Wir fahren nach anderthalb Stunden weiter - und sehen kaum 5 km weiter ein Hinweisschild: Info-Center, WC, Dynjandi - Waterfall. Ha!
Das Wasser fällt länger und sieht auch spektakulär aus, aber "unserer" war schöner und menschenleerer.
Wir klettern hoch, machen Fotos, trinken eine Tasse Kaffee, dann geht ́s weiter.
Bei Þingeyri ist mit Schotter erst mal Ende, für lange, lange Zeit, und der normale Fahrkomfort hat wieder Einzug gehalten. Das hat allerdings erstaunlicherweise auch Nachteile: Schafe stehen unvermittelt auf der Fahrbahn bei Tempo 90. Das ist für die Beifahrerin so ein Hallowach-Moment, wenn die eintönigen Fahrgeräusche und -bewegungen so schön einschläfernd wirken...
Vor Ísafjörður gibt es eine kleine Besonderheit: einen DREI- Wege-Tunnel! Da gibt es mitten im Berg eine Straßengabelung und der Tunnel zweigt ab. Laut Karte kommt man anders auf dem Landweg auch nicht nach Suðureyri, nur per Luft oder Wasser.
In Ísafjörður liegt ein Küstenwachschiff, mit einem Bug zum Rammen von anderen Schiffen! Sehr imposant anzusehen. Es gibt in Island ja keine Armee, nur Polizei.
Wir reisen weiter die 61 lang - momentan ist es wirklich "reisen", weil die Straßen breit sind und leise und wenig Verkehr, obwohl uns heute schon mehrere LKW entgegen gekommen sind.
Bei Hvítanes am Eingang des Skötufjörður findet sich ein Hinweisschild auf Robben. Da halten wir doch gleich mal an und schauen nach... Tatsächlich, ganz in Ufernähe auf ein paar Felsen rekeln sich welche, eine vielleicht 20 köpfige Kolonie Seehunde oder Robben.
Allerdings schlafen fast alle, ist also nix los hier. Ab und zu hebt mal eine den Kopf, aber das war ́s dann auch schon mit der Aktion. Wenigstens kann man sie gut erkennen, auch ohne Fernglas (obwohl unseres natürlich mit Antiwackel-Guck ausgerüstet ist) und ein paar nette Fotos ergibt es auch.
Wir fahren noch weiter bis zur Ostseite des Fjordes und halten dort auf einem Rastplatz an. Die Straße ist ruhig, ist ja auch kaum besiedelt hier, also wird das schon klappen mit Übernachten.
