Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

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mir
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Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von mir »

Hallo, was uns seit einiger Zeit beschäftigt ist: wie werden eigentlich die verstreut liegenden Häuser und Hütten in Norwegen bezüglich Wasser und Abwasser versorgt? Stromleitungen ziehen sich ja genug durch die Landschaft.

Bei der Gelegenheit wie ist es eigentlich dazu gekommen dass in Norwegen die Siedlungen so sehr verstreut liegen? Das kann ja nicht nur an genügenden Platzangebot liegen.

Schöne Grüße
Michael
relch
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von relch »

Platz gibt es genug- aber fruchtbares Land ist rar. Richtige Dörfer, wie in Zentraleuropa, haben sich deshalb nie gebildet. Um zu überleben, mussten die Höfe weiter auseinanderliegen. Die Dörfer, die es gibt, wurden erst spät gebildet, z.B. Rjukan.
In den samischen Gebieten lebten die Leute bis vor wenigen Generationen nomadisch. Die alten samischen Häuser sind zum grössten Teil verfallen. Da die Rentiere weit wandern und deshalb viel Platz beanspruchen, konnte auch dieses Gebiet nur wenige ernähren.

Viele modernere Hütten haben ein Klo mit Mulch. Tänke gibt es auch. Und wenn kein fliessendes Wasser da ist, kam man sich an der Tanke einen Kanister kaufen. Wohnhäuser in der Pampa haben oft eigene Brunnen. Bei denen muss man aber aufpassen, dort akkumulieren sich oft Tierkadaver.
mir
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von mir »

Eigene Brunnen kann ich mir gut vorstellen, bleibt noch die Frage nach den Abwässern. Schwer vorstellbar das diese Villen (anders kann man all die neuen Hütten nicht bezeichnen) ein "Plumpsklo" haben. Das restliche Brauchwasser muss ja auch irgendwie entsorgt werden.
Gruß Michael
Christoph
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von Christoph »

Das gibt da zig verschiedene Möglichkeit, von Plumpsklo oder Verbrennungstoilette und Grauwasser in die Natur bis hin zu unterirdischem Abwassertank.

Grüsslis...Christoph
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land am Polarkreis (Helgeland)."

frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
limor
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von limor »

Hei. Entsorgung (Dorf) entweder ueber kommunale Abwassersysteme (Klaeranlage) - da sind die Gebuehren oft enorm. Abseits liegende Gehoefte und sicher auch Huetten haben eigenen Faekaltank. Hier gibt es aeltere mit Ueberlauf fuer Grauwasser und neue mit geschlossenem System. Abgepumpt wird kommunal (je nach kommunaler Vereinbarung, hier z.B. alle 2 Jahre). Also nichts geheimnisvolles. Wir hatten laendlich auch in Deutschland Faekalgrube, bis wir irgendwann ans kommunale Netz angeschlossen wurden - mit einer Kostenexplosion versteht sich.

Hier haben Haeuseer mit alter Abwasserbehandlung noch Bestandsschutz. Wasser bekommen wir ueber eigenen Brunnen (Quellwassseer vom Berg). Bei Schneeschmelze oder Starkregen kann es kurzzeitig zur Einschwemmung fuehren, Wasser bekommt dann leicht mineralischen Schimmer. Schmecken tuts trotzdem hervorragend. Strom...da sind wir wohl meisterlich. Mittlerweile weniger Leitungsbruch im Winter (Freileitungen). Fast ueberall zugaenglich. Sonst Solar (Huette).

Lg Linda
ChristianAC
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von ChristianAC »

mir hat geschrieben:Eigene Brunnen kann ich mir gut vorstellen, bleibt noch die Frage nach den Abwässern. Schwer vorstellbar das diese Villen (anders kann man all die neuen Hütten nicht bezeichnen) ein "Plumpsklo" haben. Das restliche Brauchwasser muss ja auch irgendwie entsorgt werden.
Gruß Michael

Man muss hier zwischen fritidsbolig und enebolig klar unterscheiden. Genau aus dieser "Wasser-/Abwasserproblematik"
sind fritidsbolig nicht zum permanenten Wohnen zugelassen. Hier unterscheiden sich das von Kommune zu Kommune
aber so grob bei 100 Tagen pro Jahr liegt dann das Limit.

Mvh

Christian
mir
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von mir »

Ok, danke, einiges dazu gelernt. Z.B. daß in D 1Millionen Anwesen keinen Anschluss an das öffentliche Abwassernetz haben. Und das es Kleinkläranlagen gibt. Ich stelle mir die Entsorgung des Klärschlammes zwar recht aufwändig vor, aber offensichtlich kein Problem.
Stina_M
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von Stina_M »

Hab auch einiges gelernt- bei den verstreuten Häusern in Norwegen hab ich mir zugegebenerweise noch keine Gedanken über das Thema gemacht, wohl aber bei den niedlichen Häuschen, die auf den verstreuten Schären in Schweden stehen! Da hat doch bestimmt nicht jedes eine anständige Toilette mit Wasserspülung, hab ich mir gedacht! :mrgreen:
Man muss wohl einfach akzeptieren, dass man da Abstriche machen muss, was gewisse Komfortansprüche angeht...
Voronwe
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von Voronwe »

Naja, ich war Anfang Oktober in den Alpen unterwegs, da gab es auf einer Hütte auch nur eine Komposttoilette. Und ich vermute Mal nicht, das dort die Reste per Hubschrauber abtransportiert werden.
mir
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von mir »

Im "Panorama", der Zeitschrift des DAV wird immer wieder über aufwändige Kläranlagen berichtet. Hütten in der Schweiz oder Frankreich haben manchmal ein luftiges Klo, da zieht sich ein brauner Streifen den Fels hinunter und das Klopapier flattert lustig umher.

Aber die Anzahl der "Berg"Hütten in den Alpen ist doch sehr gering gegenüber dem was da in Norwegen in die Landschaft gebaut wird.
limor
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von limor »

Nachtrag zur Entsorgung des Faekalschlamms… mir ist bekannt, dass Bauern ihre hauseigenen Abfaelle hier durchaus aufs Feld bringen, einarbeiten, wird zu Duenger. Uebrigens auch "frueher" praktiziert vom Kleinbauern in Deutschland. Dort aus seuchentechnischen Gruenden mittlerweile untersagt.
Unbedenklich ist dies sicher nicht... das Eigenberieseln ...
Sjalabais
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Re: Ver- und - Entsorgung der verstreuten Häuser

Beitrag von Sjalabais »

Ich arbeite u.a. mit "VA" (Wasser und Abwasser) und selbst in Dörfern mit über 1000 Einwohnern wird Abwasser oft einfach direkt in Fjorde und grössere Gewässer gepumpt. Zusammen mit der perversen Aquakultur für Lachs und Forellen* führt das zu einigen praktisch sauerstoffreien Gewässern. Für Privathaushalte ist die Regel für ungereinigte Abfuhr immer noch "Rohr 10m unter der Oberfläche". Öffentliche Abwassersysteme sind traditionell oft noch mit Regenwassersystemen verbunden, was besonders im niederschlagreichen Westen eine Reinigung der Abwässer überfordern würde. Strassennahe Hütten und Häuser haben idR Septiktank. Andere Hütten und einige Häuser benutzen Verbrennungs- oder diverse Komposttoiletten.

*eine einzige Aquakulturanlage mit Millionen kranker und lausgeplagter Fische produziert Kloak entsprechend 30-40000 Einwohnern. Wenn die Konzession ausläuft, müssen solche Anlagen an neue Standorte ziehen, da unter denen gährende Berge aus Fäkalien und Fischfutter von ca. 150m Höhe angehäuft sind. Aquakultur ist ein Kernargument gegen das etablieren teurer, öffentlicher oder privater Abwasserreinigungssysteme - weil die menschliche Abwasserproduktion im Vergleich das geringere Übel ist.
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