Norwegen - Überdruss

Arbeiten, Formalitäten, Wohnen, Studieren, Au-pair, Schüler-/Studentenaustausch, Praktika. Wir sind keine Jobbörse!
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Freki
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Norwegen - Überdruss

Beitrag von Freki »

Hallo Norwegen - Freunde!
Ich hab mal ein etwas anderes Thema.
Bin jetzt 4 Jahre hier - in Bergen.
Job, Wohnung, Sprache, soziales Netz - alles ist da und läuft eigentlich ganz gut.
Ich bin damals nicht nur wegen des Jobs, wegen Kohle oder so rübergegangen, sondern auch, weil ich die Menschen nett fand und die Natur sowieso.

Da ich Mitte 40 bin, hätte ich in Deutschland allerdings als Handwerker (Galabau) sowieso keine Chance mehr, ein halbwegs angenehmes Leben zu führen.
Ich gehe auch auf die Kollegen zu, wir haben genug norw. Bekannte und wahrscheinlich sogar Freunde, das könnte eigentlich alles kaum besser sein.

Mittlerweile, ca. seit einem halben Jahr, macht mir allerdings etwas ziemlich zu schaffen, von dem ich nicht dachte, daß es mich so schwer erwischt: Wir (ich bin mit meiner deutschen Lebensgefährtin hier) hatten am Anfang schon gemerkt, daß viele Deutsche, insbesondere Handwerker, sich relativ negativ über norwegische Arbeitsorganisation und bestimmte Eigenheiten des täglichen Lebens äußern. Ich wollte mich davon nicht irritieren lassen, und dachte, daß ist einfach diese typisch deutsche Arroganz, daß man sich alles genauso wünscht, wie man es aus der "Heimat" kennt.
Also ließ ich mir Zeit und war erst mal froh und glücklich, im "hohen Alter" nochmal ne Chance auf einen Neuanfang zu haben.
Im Laufe der vergangenen Jahre schlich sich dann der Teufel aber doch in meine Gedanken: Wir hatten alle möglichen "Erfahrungen" mit dem Gesundheitssystem, dem NAV, dem täglichen Einkaufen, dem Zoll usw. usf..

All diese Erfahrungen haben sich jetzt aufsummiert und lassen auch pauschale Schlüsse zu.

Die Arbeit auf Baustellen ist für mich nur noch ein einziges Grauen: Organisation ist etwas, daß hier nur rudimentär vorhanden ist. Die Abstimmung zwischen den Gewerken auf größeren Baustellen spottet jeder Beschreibung. Einerseits muss man ständig auf irgendwelche Dinge und vorbereitende Arbeiten warten, weil nichts so erledigt ist, wie es sein sollte, andererseits arbeitet man sich, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen und der Chef Druck macht, den Rücken kaputt. Werkzeug und Machinen werden uneffektiv eingesetzt, es wird zwar auch schnell gearbeitet, dann aber meistens so schlampig, daß man das Ganze hinterher nochmal machen kann usw.usf. - es ist eine unendliche Geschichte, die ganze Bücher füllen würde, und es trifft nicht nur auf meine Firma zu, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch alles.
Dazu kommt noch, daß häufig die Architekten nicht nur keine Ahnung von der Praxis haben (sehr oft junge Leute, insbesondere Frauen, die frisch von der Uni kommen), sondern auch noch eine viel größere Macht als in Deutschland, so daß man viel zu oft irgendwelchen Unsinn macht, von dem man weiß, daß es nicht funktionieren kann...
Dazu kommt noch, daß es ein Märchen ist, daß man in Norwegen angeblich flache Hierarchien hat, die es einem erlauben, selbstständiger und mit mehr Eigenverantwortung zu arbeiten: Im Gegenteil, bei jedem kleinen Scheiß wird der Vorgesetzte oder der Architekt angerufen, jeder Furz muss abgesegnet werden, es ist einfach häufig nur albern...

Einkauf: Die Auswahl, egal ob es sich um Computerkram, Werkzeug, Lebensmittel, kunstgewerbliche Gegenstände und alles mögliche andere dreht, ist tendenziell miserabel. Die Qualifizierung von Verkäufern ist mindestens genauso schlecht. Auf Beratung kann man häufig gleich verzichten, weil die Leute sowieso keine Ahnung haben - leider. In Lebensmittel-Supermärkten wechselt ja auch permanent das Personal, meistens arbeiten dort Studenten, für die das bloß ein Job ist - dementsprechend sind sie auch "qualifiziert".
In den Regalen finden sich wirklich permanent Lebensmittel, deren Haltbarkeit schon lange abgelaufen ist, was man meistens deswegen als Kunde merkt, weil die Wurst schon braun ist...

Wenn man am Wochenende weggehen will, gehen sie einem mit den Sperrzeiten und "Ausschankregeln" auf den Zeiger. Am Anfang dachte ich, nicht so schlimm, da gewöhnt man sich dran, irgendwann wird das hier schon automatisch "zivilisierter". Aber nachdem in Bergen seit letzdem Jahr plötzlich schon 2.30.Uhr statt vorher 3.00.Uhr Ausschankschluss ist, bin ich davon nur noch "bedient". Man wird quasi genötigt, sein Bier so schnell wie möglich auszutrinken, andernfalls kriegt man es weggenommen und, und, und, es ist manchmal einfach unerträglich, weil es so idiotisch ist.

Gesundheitssystem: Da ich hier auch schon im Krankenhaus gelegen habe, und wir deutsche und norwegische Bekannte und Freunde haben, die in dem Bereich arbeiten (bzw. arbeiten "könnten") haben wir auch automatisch relativ viel mitbekommen, was da alles so läuft bzw. überhaupt nicht läuft - und das immer vor dem Hintergrund, daß es ständig Thema in den norwegischen Medien ist und in Deutschland entsprechende Arbeitskräfte angeworben werden.
Ich erspare mir da nähere Ausführungen, denn es ist einfach nur katastrophal, sei es das Problem mit Wartezeiten, Qualifikation der Arbeitskräfte, fehlende Kommunikation zwischen den Schichtkräften in Krankenhäusern, eigenartige Bestimmungen, bürokratische Abwicklungen usw.usf..
Das prägendste Erlebnis für mich und meine Umgebung war, als ich einen Unfall hatte, und die Besatzung des Krankenwagens nicht in der Lage war, mich medizinisch korrekt zu versorgen: Ein norwegischer Kollege, dessen Vater Arzt ist, half aus und erklärte den Leuten, was sie tun sollen...
Einerseits werden ja überall angeblich "Fachleute" gesucht, andererseits wird es den Leuten, wenn sie denn mit deutschen Qualifizierungen kommen, die über den Facharbeiterbrief hinausgehen, so schwierig wie möglich gemacht mit der Anerkennung: Ne Freundin von uns ist z.B. Heilpädagogin. Die machen ihr hier das Leben derartig schwer, eine berufliche Anerkennung zu bekommen, daß sie seit Jahren nur in Jobs arbeiten kann bzw. darf, in denen sie weit unterqualifiziert ist. Andererseits begegnen ihr aber ständig Norweger im Gesundheitswesen, die eigentlich Frisör oder Koch sind, aber im Krankenhaus Tätigkeiten ausüben, für die sie nicht mal ansatzweise qualifiziert sind, weil ja zu wenig qualifizierte Leute
da sind und deswegen Aushilfen benötig werden...
Das wiederum hängt wohl auch damit zusammen, daß für die meisten Tätigkeiten in diesem Bereich, für die du in Deutschland eine Lehre oder weitergehende Ausbildung machst, in Norwegen ein Studium erforderlich ist. Der Witz an der Sache ist natürlich, daß die entsprechende deutsche Ausbildung zwar kein Studium ist, letztlich aber von den Ausbildungsinhalten und den vermittelten Fertigkeiten anspruchsvoller als das norwegische Studium ist.
Das ließe sich noch unendlich weiterführen - es ist manchmal so, daß einem das Lachen über diese Zustände nur noch im Halse stecken bleibt.
Häufig hat man als Ex-DDR-Bürger das Gefühl, das Norwegen eine Art Wiedergänger der untergegangenen DDR ist - so absurd sind die Umstände häufig.

Ich könnte jetzt noch Zollgeschichten und vieles mehr erzählen, aber es steht mir einfach nur noch bis hier: Oberkannte Unterlippe...

Ich möchte gerne mal wissen, wie andere deutsche Exilanten damit umgehen, denn ich weiß ganz genau, daß viele damit zu kämpfen haben.
Ich mag das Land und die Leute nach wie vor und wollte eigentlich auch hierbleiben, aber mittlerweile schiebe ich nur noch Frust vor mir her, denn man hat nicht das Gefühl, daß die Norweger überhaupt wissen, was hier alles schiefläuft und vor allen Dingen WARUM!!!

Man lebt hier einerseits auf einer Insel der Glückseligkeit, weil es ein reiches Land ist. In der Relation zu diesem Reichtumg laufen viele, auch alltägliche Dinge aber leider so ab, wie ich es teilweise nur aus der "3.Welt" oder aus dem Ostblock kenne. Das ist extrem frustrierend, denn ich will mein Leben nicht in einem Land verbringen, daß ähnlich wie in Amerika nur eine Innensicht kennt und sonstige Bedürfnisse einfach mit Geld erstickt werden...

Wer sich hier angepisst fühlt, weil ich sein Norwegen sehr kritisch sehe: Es tut mir leid, aber ich kann nicht anders, denn ich laufe mit offenen Augen durch die Welt und habe davon auch schon ein bißchen was gesehen, ich weiß also, wovon ich rede.
Ich finde einfach, das Land hat es verdient, daß man versucht, die Lebensumstände mitteleuropäischen Standards anzugleichen, eben weil ich nicht einfach nur "Gastarbeiter" bin und ansonsten auf das Land Sch****, sondern weil mich die Menschen und alles andere interressieren.

Mich würde z.B. auch interressieren, was andere deutsche Handwerker bzw. Auswanderer so über die Arbeitsorganisation und andere Umstände in anderen Landesteilen, z.B. im Olsoer Raum, Stavanger oder Trondheim so zu erzählen haben. Vielleicht ist ja das Hordaland tatsächlich ein Sonderfall, schließlich läuft das "Nachtleben" in Oslo ja auch wesentlich entspannter und länger ab als in Bergen...

Ich bin jedenfalls im Moment hochgradig genervt und deprimiert und weiß nicht so recht, wie ich dem Problem begegnen soll.
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Christoph
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Christoph »

Hallo Freki...

erstmal herzlich willkommen im Forum und viel Spaß bei und mit uns...auch wenn Dein erstes Thema ja nun wahrlich keinen "heiteren" Hintergrund hat. Der Beitrag ist aber sehr schön strukturiert und sachlich geschrieben, das gefällt mir gut. Und ich hoffe, daß die Antworten und Stellungnahmen genauso sachlich bleiben...ich bin da mal gespannt, denn das Thema hat immer wieder das Zeug zum Reizthema.

Inhaltlich melde ich mich dann vielleicht später nochmal zu Wort...!

Grüßlis vom Polarkreis...
Christoph
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land am Polarkreis (Helgeland)."

frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
hamburger
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von hamburger »

Hallo freki,

habe mit großem Interesse deinen Beitrag gelesen und kann dich gut verstehen. natürlich ist es im ausland nicht immer so, wie man es sich von zu hause aus erhofft und ich kann nur ganz ehrlich sagen, so oft man in deutschland schimpft, man merkt dann, dass hier doch nicht alles schlecht ist ist, trotz aller auch hier berechtigter kritik.
ich bin auch gern in norwegen, kenne dort auch einige nette leute, aber auch z.b. manche. die sehr starke ressentiments gegenüber ausländer haben, wenn auch nicht unbedingt gegenüber deutsche.
als tourist bekommt man ja nicht sehr viel davon mit, vorallem die nicht, die keine zeitungen lesen oder fernsehen können und möglichst noch mit ihrem wohnwagen unterwegs sind mit den lebensmitteln aus deutschland. da sind die kontakte zu norwegern und norwegen begrenzt. man genießt die landschaft und findet alles toll.

Deine ausführungen decken sich auch mit erfahrungen, die ich von schweden gehört habe.
Ich bin gespannt, ob sich hier noch weitere äußern werden, wünsche dir aber bei allem frust, weiterhin viel erfolg und freude in bergen
KlaJac
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von KlaJac »

Hallo Freki,
zusammen gefasst lässt sich Dein langer (frustrierter) Bericht auf die Bereiche:
Einkaufen/Essen, Ausgehen/Party, Gesundheitssystem, Zollsystem, allgemeines Chaos "eindampfen"

Einkaufen/Essen: Hast Du völlig Recht, allerdings triffst Du in D im Aldi/Lidl/Penny usw. auch nicht den Fleischfachverkäufer.
Wenn Du in N z.B. zu Ultra gehst sieht dies schon etwas anders aus, spiegelt sich aber im (noch) höheren Preis wieder.
Bitter finde ich die geringe Dichte bzw. Abwesenheit von guten Fleisch- und Bäckereiprodukten bzw. ich finde diese hier anzutreffende
meist extrem fluffige Brot einfach unterirdisch, Pressfleisch als Kochschinken verkauft erzeugt Würgereiz bei mir.
Aber: andere Länder andere Sitten, hier gibt es dafür super Fisch und sonstiges Meeresgetier.
Das muss man allerdings wollen ...

Ausgehen/Party:
Also 2:30 Uhr reicht mir eigentlich ... hatte zumindest in TRD nicht den Bedarf für längeres Ausgehen (oder kann mich nicht mehr erinnern), allerdings
ist doch Nachspiel auch klasse ... Und Oslo ist da nochmal anders ;) In D hat die Kneipe in der Provinz auch nicht länger als 01:00 Uhr auf.
Das Bier wegzunehmen hat für mich dann mehr mit dem Nichtverständnis für echte Dienstleistung in N zu tun.

Gesundheitssystem:
Habe ich zum Glück noch keinen Kontakt mit gehabt bzw. kann immer nach D ausweichen (für Zahnarzt etc.). Aber allein die Wartezeiten für eine
Standardknie-OP in TRD sind bitter. Ein Land mit so viel Geld muss sich für dieses System m.E. schämen.

Zollsystem:
Na ja, jedes Land ist anders. Und man weiß ja vorher, dass hier hohe Zölle veranschlagt werden und die Bearbeitung ist leider nicht immer ganz simpel :lol:

allgemeines Chaos:
Die Unorganisiertheit kann einem auf die Nerven gehen, kann aber auch sehr charmant sein. Wir als D sind da eher anders geprägt und obwohl ich schon lange mit dem norwegischen way-of-life bekannt / verwandt / verheiratet bin, muss ich auch immer wieder mal solche Gefühle runterschlucken. Ist aber im Prinzip wie auf der Autobahn in D: ob Du 130 fährst oder immer Vollgas. Der Unterschied zum Schluss beträgt maximal 5 Minuten ;)
Gruß
Klaus
ole.
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von ole. »

wichtig ist eine innere Gelassenheit, man sollte sich von den Unzulänglichkeiten anderer nicht den eigenen Tag und die eigene Laune vermiesen lassen.

Auch in Deutschland gibt es tagtäglich Anlässe sich aufzuregen und schwarz zu ärgern. Und es gibt auch genug Leute die das tun. Wenn man sich aber entspannt und gelassen mit den Umständen arrangiert, die man sowieso nicht ändern kann, fährt man klar besser.

Das gilt für alle Bereiche: Arbeit, Behörden, Straßenverkehr...
Dirk i norge
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Dirk i norge »

Freki hat geschrieben: Ich möchte gerne mal wissen, wie andere deutsche Exilanten damit umgehen, denn ich weiß ganz genau, daß viele damit zu kämpfen haben.
Man ist das ein langes Posting. Aber ich gebe dir in fast allen Punkten Recht. Der oben zetierte Satz ist so eine typische Frage auf die die Meisten nicht gern oder aber lügend antworten. So ehrlich wie du hier deine Meinung kund gibst, sind nicht alle. Wir haben hier schon oft dieses Thema diskutiert. Es gibt komischer Weise immer welche, die mit allem in Norge zufrieden sind. Vorstellen kan ich mir das auch nicht so richtig. Zumal man ja jeden einzelnen Tag am Anfang an seine Grenzen bezuegl Sprache und auch deine beschriebenen Punkte geriet.

Fast alle deine kleinen aufgefuehrten Problemchen haben mich zum Anfang sehr gestørt. Nun hat man sich si langsam an alles gewøhnt. An einige Dinge kan und will ich mich auch nicht gewøhnen.

Super Thema und sehr ehrlich geschrieben.... :super:

@KlaJac
Wer sich gesund ernæhrt wird wohl kaum die von dir erwæhnten Produkte verzeren. Gutes Fleisch gibt es. Sicherlich nicht in irgendwelchen riesen, billigen Supermærkten. Gutes Fleisch kostet auch etwas mehr Geld. Da man eh nicht so viel Fleisch essen sollte, kønnte man durchaus auch mal das eine oder andere Krønchen mehr dafuer ausgeben.
Beim Fisch stimme ich dir voll und ganz zu. Wer Fisch mag, duerfte in Norwqegen voll auf seine Kosten kommen.
Mit dem Gesundheitssystem møchte ich freiwillig auch kein Kontakt haben. Aber so einfach ist es fuer viele nicht (einfach in Deutschland zum Arzt gehen) Die meisten von uns haben auch Kinder. Ich wær schon bankrott wenn ich bei jeden losen Milchzæhnchen oder jeder kleiner Erkæltung nach Deutschland fahren muesste....
Dirk i norge
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Dirk i norge »

ole. hat geschrieben:wichtig ist eine innere Gelassenheit, man sollte sich von den Unzulänglichkeiten anderer nicht den eigenen Tag und die eigene Laune vermiesen lassen.

Auch in Deutschland gibt es tagtäglich Anlässe sich aufzuregen und schwarz zu ärgern. Und es gibt auch genug Leute die das tun. Wenn man sich aber entspannt und gelassen mit den Umständen arrangiert, die man sowieso nicht ändern kann, fährt man klar besser.

Das gilt für alle Bereiche: Arbeit, Behörden, Straßenverkehr...
und da ist auch was wahres dranne
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Rehauge »

Freki hat geschrieben: Die Arbeit auf Baustellen ist für mich nur noch ein einziges Grauen: Organisation ist etwas, daß hier nur rudimentär vorhanden ist. Die Abstimmung zwischen den Gewerken auf größeren Baustellen spottet jeder Beschreibung. Einerseits muss man ständig auf irgendwelche Dinge und vorbereitende Arbeiten warten, weil nichts so erledigt ist, wie es sein sollte, andererseits arbeitet man sich, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen und der Chef Druck macht, den Rücken kaputt. Werkzeug und Machinen werden uneffektiv eingesetzt, es wird zwar auch schnell gearbeitet, dann aber meistens so schlampig, daß man das Ganze hinterher nochmal machen kann usw.usf. - es ist eine unendliche Geschichte, die ganze Bücher füllen würde, und es trifft nicht nur auf meine Firma zu, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch alles.
Dazu kommt noch, daß häufig die Architekten nicht nur keine Ahnung von der Praxis haben (sehr oft junge Leute, insbesondere Frauen, die frisch von der Uni kommen), sondern auch noch eine viel größere Macht als in Deutschland, so daß man viel zu oft irgendwelchen Unsinn macht, von dem man weiß, daß es nicht funktionieren kann...
Dazu kommt noch, daß es ein Märchen ist, daß man in Norwegen angeblich flache Hierarchien hat, die es einem erlauben, selbstständiger und mit mehr Eigenverantwortung zu arbeiten: Im Gegenteil, bei jedem kleinen Scheiß wird der Vorgesetzte oder der Architekt angerufen, jeder Furz muss abgesegnet werden, es ist einfach häufig nur albern...
in manchen beziehungen kann ich dir hier zwar zustimmen jedoch ist es bei uns nicht ganz so krass. am anfang (jetzt auch manchmal noch) hat mich das noch aufgeregt und ich schüttel auch jetzt noch regelmäßig den kopf über manch eine idioti. machen kann ich eh nix. also ruhig bleiben, das gehirn zu hause lassen und so wenig wie möglich dran denken. auch wenns schwer fällt, ich weiß...
Freki hat geschrieben: Einkauf: Die Auswahl, egal ob es sich um Computerkram, Werkzeug, Lebensmittel, kunstgewerbliche Gegenstände und alles mögliche andere dreht, ist tendenziell miserabel. Die Qualifizierung von Verkäufern ist mindestens genauso schlecht. Auf Beratung kann man häufig gleich verzichten, weil die Leute sowieso keine Ahnung haben - leider. In Lebensmittel-Supermärkten wechselt ja auch permanent das Personal, meistens arbeiten dort Studenten, für die das bloß ein Job ist - dementsprechend sind sie auch "qualifiziert".
In den Regalen finden sich wirklich permanent Lebensmittel, deren Haltbarkeit schon lange abgelaufen ist, was man meistens deswegen als Kunde merkt, weil die Wurst schon braun ist...
4 millionen einwohner haben weniger ansprüche an die produktauswahl als zb. die 80 mill. in d-land. ich glaub das kann man nicht ändern da muß man sich damit abfinden. oder von d-land importieren. :wink:
was das datum auf den lebensmitteln angeht hab ich solche erfahrungen nocht nicht gemacht. nur im gemüsefach findet man immer irgendwelchen schrott. da guckt wirklich niemand so genau hin. muß aber sagen das kommt auch auf den laden an. ist nicht in allen so.
Freki hat geschrieben: Wenn man am Wochenende weggehen will, gehen sie einem mit den Sperrzeiten und "Ausschankregeln" auf den Zeiger. Am Anfang dachte ich, nicht so schlimm, da gewöhnt man sich dran, irgendwann wird das hier schon automatisch "zivilisierter". Aber nachdem in Bergen seit letzdem Jahr plötzlich schon 2.30.Uhr statt vorher 3.00.Uhr Ausschankschluss ist, bin ich davon nur noch "bedient". Man wird quasi genötigt, sein Bier so schnell wie möglich auszutrinken, andernfalls kriegt man es weggenommen und, und, und, es ist manchmal einfach unerträglich, weil es so idiotisch ist
hierzu kann ich mich nicht so äußern da ich nicht so ein "ausgehtyp" bin. du solltest froh um die halbe stunde sein, bei uns ist schon um 2 uhr schluß :wink:
um den streß mit dem letzten bier zu umgehen wäre vielleicht eine möglichkeit, das bier einfach eher zu bestellen. aber ich weiß, trinken nach der uhr ist auch bescheuert ...
Freki hat geschrieben: Gesundheitssystem: Da ich hier auch schon im Krankenhaus gelegen habe,...
dies ist mir bisher gott sei dank erspart geblieben und ich hoffe wirklich das es so bleibt
aber
Freki hat geschrieben:... das Problem mit Wartezeiten
kenn ich dafür zu genüge :twisted:
erst nach meinem hinweis auf das "raskere tilbake"-programm ging plötzlich alles etwas schneller. nur das dann auch keiner wusste was mir fehlt und ich mir schon wie ein hypochonder vorkam. als ich dann mal ganz schnell nach d-land reisen musste, holte ich mir da gleich mal den rat eines arztes im krankenhaus und dieser hatte nach 2 min eine diagnose die ich dann später den norwegern presentierte. es wurde probiert was der dt. arzt vorgeschlagen hatte und es half...und die norweger versuchten sich daran ein jahr lang!
Freki hat geschrieben: Häufig hat man als Ex-DDR-Bürger das Gefühl, das Norwegen eine Art Wiedergänger der untergegangenen DDR ist - so absurd sind die Umstände häufig.
hab schon immer gesagt, norwegen ist wie ne kleine ddr...hehe..

den einzigen tip den ich dir noch geben könnte wäre, dich nicht allzu sehr von all den sachen plagen zu lassen. je mehr du daran denkst, desto mehr regt es dich auf und je mehr es dich aufregt desto mehr denkst du daran... :wink:
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von fcelch »

Freki,

sehr schöner Beitrag!

Bestätigt vieles was ich fefürchtet hatte.

Ich kann nicht wirklich mitreden, war immer nur als Touri oder privat zu Besuch dort.
Gelassener werden, ruhiger....alles gut und schön. Aber das der Norweger schlecht organisiert ist fällt überall auf. Schon dem Touri an der Pommesbude:
10 Mann in der Schlange. Vorne bestellt einer 1 mal Pommes. Pommes ins Fett geschmissen. Alle warten 5 Minuten. Der nächste Bitte. Wieder einmal Pommes. Alle warten wieder 5 Minuten. Der nächste will ein Eis.....Sowas wäre doch bei uns unvorstellbar. Da würde während die Pommes garen doch noch 2 mal Pölser und das Eis verkauft.

Nee, nee, das ist nicht nur mit dem tollen Charme der Norweger weg zu machen. Das ist unorganisiert.

Meine Befürchtung: Ohne den Ölreichtum wäre N so ziemlich am letzten Ende Europas.


..........................bin sehr gespannt wie andere Auswanderer das sehen
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Hovin »

@freki

Ich gratuliere Dir zu diesem Beitrag. Es stimmt, was Du schreibst, und ich denke, Du wirst in Norwegen ueberall solche Zustaende finden.

Ich bin jetzt fast ein Jahr hier, und fuer mich war es vom Anfang an klar, wie dieses Land tickt. Ich sage immer, dieses Land ist ein Land, wo nur Extreme herschen. Entweder extrem positiv, oder aber extrem negativ.

Ich (Wir) haben uns folgende Frage gestellt: Norwegen hat sehr viel extrem positives, sowie extrem viel negatives, was ueberwiegt fuer uns? Bei uns hat das positive einen leichten Ueberhang gehabt, wodurch wir diesen Schritt gemacht haben.

Weiters sehe ich das Grunduebel an den extremen negativen Seiten im folgenden Problem:

Norwegen ist zu schnell zu reich geworden. Klingt paradox, ist aber meiner Meinung nach so!
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Michaela_W »

Ein sehr interessanter Beitrag. Und auch ich stimme in vielen Punkten zu, habe sogar ab und an richtige Anti-Norwegen-Tage. Am meisten stört mich das Fleisch- und Wurstwarenangebot sowie die Bäckereiwaren. Dafür essen wir jetzt viel mehr frischen Fisch und ich backe inzwischen Brot selber. Wollen demnächst ein halbes Schwein zu kaufen und dann selber Fleisch und Leberwurst herstellen (Rezept habe ich schon). Wir versuchen so gut es geht, das Beste daraus zu machen, denn zurück nach D wollen wir keinesfalls. Dafür ist N zu schön, erholsam, ruhig, einfach lebenswert.
Achja und sehr amüsant finde ich, wenn in den Supermärkten um 18 Uhr die Bierkästen weggeschlossen bzw. mit großen Abdeckplanen zugehängt werden und keiner kann mehr Bier kaufen. Was für ein Unsinn.
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von gs47 »

Hallo an alle,speziell Michaela Wolf,
gerade gelesen das NORGE an erster Stelle steht an Lebensqualität.Sogar die Schweiz überholt.Ist doch was.Ich hoffe das Du mit deinem Mann bald die Leberwurst erstellst.Rezept hast Du ja.Denn der Winter kommt bestimmt.Aber wieso machen die Supermärkte schon um 18 Uhr zu?Hier wurde gerade ein Gesetzt geschaffen das bis 21/22 Uhr auf ist.Wer dort einkaufen geht nach 20 Uhr bekommt Bonus Punkte u.kann sich vieles schönes aussuchen zum kaufen.Nicht schlecht was?
Ja ich möchte auch in Norge wohnen.Bis zum nächsten Mal der von der poln.Grenze
gs47
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Freki »

Also, erst mal schönen Dank für die rege "Anteilnahme", vor allen Dingen, weil ich so unhöflich war, in dieses Forum ohne Vorstellung und gleich mit so einem "dicken Hund" reinzuplatzen.

Ich bin eigentlich ganz froh, daß niemand anfängt zu pöbeln.
Ich muss auch noch mal sagen, daß ich hier nur sehr grob und auszugsweise ein paar Dinge aufgeführt habe.

Mir war auch fast klar, daß die Sache mit den Ausschankzeiten als nicht so relevant angesehen wird, und eigentlich sehe ich das genauso, es ist halt nur eine sehr plakative Geschichte, die hier in Bergen schon extrem gehandhabt wird...

Wenn von den meisten Leuten Gelassenheit empfohlen wird, ist das zwar absolut richtig, aber meint ihr nicht, daß ich das nicht schon 1000 mal gehört habe, selber natürlich viele Sachen auch schon gelassener sehe und genau diese Gelassenheit im Alltag eigentlich auch schätze?
Das Problem ist einfach, daß man garnicht so dickfellig sein kann, wie es nötig wäre, denn dann müsste ich ein Mammut sein...

Es ist einfach so, daß Probleme wie z.B. im Gesundheitswesen für einen selbst sehr schnell existentiell werden können, denn man kann ja nicht unbedingt davon ausgehen, daß man schon irgendwie Glück hat und nie in diese "rumpelige und schwachmotorisierte norwegische Gesundheitsmühle" hineingerät.
Ich kann auch nicht jedes größere Problem nach Deutschland verschieben, wenn ich hier lebe und arbeite. Zum Teil habe ich das versucht, aber es ist auf Dauer einfach nicht praktikabel. Wenn es wenigstens eine bezahlbare Versicherung geben würde, mit der man in Deutschland z.B. Routine - Eingriffe vornehmen lassen könnte.

Es summiert sich einfach alles mit der Zeit.
Das Problem ist z.B., daß man mit Norwegern, selbst wenn sie Freunde sind, einfach nicht reden kann, weil dieser sonst für mich so symphatische Patriotismus die Norweger unempfänglich für objektivierte Außenansichten macht.
Seitdem Norwegen die Schweden wirtschaftlich überholt hat, ist es noch schlimmer geworden, weil man jetzt in Norwegen ja gar nicht mehr "von da oben runterkommt" (siehe norw.-schwed. Geschichte).
Man weiß hier einfach sehr genau, daß in jedem Ranking der letzten 10 Jahre Norwegen als das Land mit der höchsten Lebensqualität weltweit gilt, und genau mit diesem "Argument" kann man jede Kritik, auch wenn sie eigentlich noch so freundschaftlich gemeint ist, einfach ersticken.
Die Leute sagen:`Ja gut, wir haben hier auch Probleme, aber ich habe meine Hütte, meinen Amischlitten, Sprit ist billig, ich flieg mehrmals im Jahr durch die Weltgeschichte und das Wochenendbesäufnis kann ich mir auch leisten, also was willst du???`

Dieses unglaublich bräsige der Norweger wandelt sich in dem Moment von einem symphatischen Charakterzug, der Gelassenheit und Liberalität zu symbolisieren scheint, in etwas, was höchst unsymphatisch ist.
Das ist das "Goldene - Käfig - Syndrom", wenn jemand versteht, was ich meine.
Zumal ich mir als Landschaftsgärtner das "Goldige" im Käfig noch nicht mal leisten kann...
Wer eine Baustelle verstanden hat, kann die Welt erklären! Nora41
tronder62
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von tronder62 »

gut geschildert, deine sicht der dinge!
vorweg, habe in süddeutschland gelebt, 20 jahre berlin, oslo und nun tröndelag.
tja andere länder andere sitten oder man kann nicht alles im leben haben.
in süddeutschland fliegste auch um 1 uhr aus der kneipe und in berlin gehste erst um 22 uhr freitags los und feierst durch.
oslo ist anders als trondheim...
auf berliner baustellen musst du poln.,russ. sprechen falls du noch arbeit hast.
hast du dich schon mal mit spanischen zoll oder griechischen ärzten beschäftigen müssen?

einmal im jahr werde ich daran erinnert das ich ja aus deutschland stamme.
Oktoberfest bei uns, deutsches bier, jägermeister, sauerkraut, bratwürste... darauf warten unsere kollegen und nachbarn.

wir fühlen uns hier sehr wohl (arbeit,freizeit,lebensstandart...) und das einzige was wir tauschen ist der führerschein und pass im märz.

Aber das muss eben jeder für sich entscheiden!
Hotte-der-Norweger
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Re: Norwegen - Überdruss

Beitrag von Hotte-der-Norweger »

Hallo Freki,
Also in den mehr als zwei Jahren die ich hier lebe und arbeite sind mir ähnliche Dinge auch in meiner Arbeitswelt passiert. Unorganisiertes Arbeit, stundenlanges diskutiern bis eine Arbeit angefangen wurde Zeit aufholen müssen damit der Auftrag pünktlich fertig wird.
Mit Absprache des Bauleiters der mich in die Postion des Vorarbeites gesetzt hatte für einen neuen Bauabschnitt, konnte ich die Organisation in die eigene Hand nehmen. Und somit die Rückständige Zeit aufholen. Meiner Meinung nach kann soetwas eher in kleineren Betrieben geschehen wo auch ein Zusammenspiel mit den einheimischen Mitarbeitern eine Rolle spielt. In meinem Fall kann ich nur sagen es hat funktioniert.
Im letzten Jahr habe ich die Firma und auch mein Arbeitsfeld gewechselt, da habe ich eigentlich die gleiche Situation wie vorher, stellenweise unorganiesiert, stundelanges diskutieren aber mittlerweile haut mich das nicht mehr vom Hocker. Wenn mir Aufträge zugeteilt werden organisiere ich sie nach meinem Schema was auch keinen anderen im Betrieb stört.

Meine Frau die mit den Jungs erst letztes Jahr nach Norwegen kam war doch sehr geschockt von unserem hiesigen Einkaufangebot. Wir haben hier Rimi, Coop, Spar und Rema aber irgendwo immer das gleiche Angebot etwas weiter weg gibt es dann noch Joker. Baumarkt, nun wer meint Montier wäre mit soetwas zu vergleichen der irrt. Meine Frau hat ein gutes halbes Jahr gebraucht um sich mit diesen Gepflogenheiten anzufreunden. Mitterweile läßt sie sich bestimmte Sachen die wir hier nun einmal nicht bekommen regelmäßig aus Deutschland schicken. Auch sonst versucht sie das "Beste" aus allem zu machen. Da die Backwaren hier nun wirklich nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen sind (meine Frau kommt aus dem Metier) backen wir fleissig, Brot, Brötchen, Kuchen und bald wieder Weihnachtsachen. Fleisch ist teuer und man hat nicht die Auswahl wie in D. aber durch einen Arbeitskollegen bekomme ich dieses Jahr 20 kg. frisch geschlachtetes Lammfleisch, daraus läßt sich ja auch so einiges schönes machen :lol: .

Die Ausschankzeiten interessiern uns soweit nicht, bevor meine Frau hier ankam bin ich zwar auch mal weggewesen aber die Bierpreise fand ich nicht so toll und ehrlich mir schmeckt auch das Bier nicht :weinen:. Meine Frau hat bisher noch keine Lust verspürt sich in das samstagliche Besäufnis zu werfen.
Freunde die findet man eher bei Nichtnorwegern, so unsere Erfahrung aber auch die Erfahrung unseres erwachsenen Sohnes und der lebt mit einer jungen Norwegerin zusammen!
Gesundheitswesen haben bisher nur meine Frau und die Jungs kennengelernt und die waren nicht so sehr begeistert besonders die Zahnärzte lassen hier zu wünschen übrig.
Behörden habe ich persönlich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht hoffe auch das es so bleibt.

Aber das Negative wird dadurch aufgewogen das wir hier wieder ein vernünftiges Familienleben haben, also Zeit für einander, einen feste Arbeit mit 47. Jahren. Nach Feierabend oder an den Wochenden raus in die Natur und einfach nur Seele baumeln lassen.

Und "ja" man kann nur durch eine gewisse Gelassenheit an den Tag legen sonst geht man irgendwann unter.
gs47 hat geschrieben:Aber wieso machen die Supermärkte schon um 18 Uhr zu?Hi
Hallo gs47 kleine Anmerkung ab 18:00 Uhr wird das Bier in den Supermärkten zugedeckt oder auch mit Schalusien zugemacht ab diesen Zeitpunkt darf kein Bier mehr verkauft werden. Bei uns im Ort haben die Supermärkte bis 20:00 Uhr auf und ich denke das reicht auch vollkommen.
http://www.norwegenfee.jimdo.com (Homepage mit Infos zum Hardanger, Odda uvm.)
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