13.09.2009 - Der neunte Tag, Harstad, Vesteralen-Tour, Stokmarknes, Raftsund, Trollfjord, Seeadler, Svolvaer
Dieser Tag ist mein persönlicher Favorit, für mich das absolute Highlight der Fahrt. Wir erreichen um 8 Uhr Harstad und steigen in 3 Busse zur Tour in die Inselwelt der Vesteralen. Im Hafen liegen gleich 3 Hurtigruten-Schiffe: die Nordlys, Kong Harald und die Nordstjernen. Die Nordstjernen musste in Harstad einen ausserplanmäßigen Halt von 4 Tagen einlegen weil es Probleme mit der Ankerwinde gab.
Vor der Abfahrt werden wir mehrmals gezählt, scheinbar fehlt jemand. 2 Reihen vor mir sitzen die beiden älteren Damen von der Kirkenes-Tour - auch heute werden wir wieder viel über Medikamente und Krankheiten erfahren.
Unsere Reiseleiterin ist Sigrid, eine sehr nette Dame die uns viele Informationen über die Vesteralen und norwegisches Familienleben mitteilt. Wir fahren durch Harstad, hier ist am Sonntagmorgen noch nicht viel los. Der erste Stopp ist an einem Kinderspielplatz, ein wunderbarer Aussichtspunkt über dem Hafen. Wir können den Weg der Nordlys und der Kong Harald für ein paar Minuten verfolgen.
Kurz nach der Abfahrt vom Aussichtspunkt stoppen die Busse erneut, ein Taxi prescht vor dem 2 ältere Damen entsteigen und sich unserer Tour anschliessen. Sie hatten wohl die Abfahrtzeit des Schiffes mit der der Tour verwechselt und dann auf eigene Faust ein Taxi gemietet um die Busse noch zu erreichen.
Wir verlassen Harstadt und besuchen die Trondenes Kirche direkt am Meer. Der Kirchturm steht vor dem Haupthaus, es wird bei unserer Ankunft geläutet. Unsere Reisegruppe wird eingeladen an einem kurzen ökumenischen Gottesdienst teilzunehmen, diese Einladung nehme ich gerne an. Die Pastorin begrüsst uns in mehreren Sprachen, wir beten das Vater Unser und singen das Lied "Lobe den Herren". Das Lied kenne ich eigentlich ganz gut, aber neben mir in der Reihe sitzt eine stimmgewaltige Amerikanerin - ihr zuzuhören ist beeindruckend und lässt mich den Text vergessen.
Nach einigen Fotos rund um die Kirche gehen wir zum Museum, hier kann man die Geschichte des Ortes erleben. Neben Funden aus der Wikingerzeit gibt es auch eine Abteilung zum 2. Weltkrieg, die Schrecken der Kriegszeit werden hier verdeutlicht. Im Museum ist recht viel los, viele amerikanische Mitreisende sind beeindruckt von der alten Kirche. Ich schaue mir den echten Stockfisch an und gehe dann noch etwas zum Wasser.
Der Bus macht sich auf den Weg ins Inland. Sigrid berichtet uns von der Adolfkanone und lässt Fotos rumgehen die verdeutlichen wie gross das Geschütz ist. Nachdem bei einem Probeschuss nach dem Krieg ein grosses Gewächshaus von der Druckwelle zerstört wurde, verzichtete die norwegische Armee auf weitere Probeschüsse.
Das Wetter wird schlechter, die Wolken hängen tief. Wir machen einen Fotostopp und einen kurzen Spaziergang an einem Fjord. Es gibt viel Landwirtschaft zu sehen. Die Fahrt führt uns weiter zur Fähre zwischen Revsnes und Flesnes, hier dürfen wir hausgemachte Spezialitäten geniessen. Es wird immer diesiger, deshalb bleib ich drinnen. Die Fahrt führt uns weiter nach Sortland, auf der Brücke treffen wir die Nordlys wieder. Hier ist es von Vorteil auf der rechten Seite des Busses zu sitzen, so gelingen einige "Luftaufnahmen" von unserem Schiff.
In Sortland können wir das Anlegemanöver aus ungewohnter Perspektive beobachten. Gleich nach Öffnung der Frachtrampe rollt ein Gapelstapler heraus und 2 Crewmitglieder bauen aus Paletten einen Behelfsaufgang zur Passagierrampe.
Um 13 Uhr verlassen wir Sortland und fahren weiter nach Stokmarknes, hier besichtigen wir das Hurtigrutenmuseum und die MS Finnmarken. Diese ist mit Blechplatten abgedeckt und sieht im Regen nicht so schön aus. Während wir die Hurtigruten-Geschichte erleben, führt unsere Besatzung eine Notfallübung durch. Mehrere Signale verkünden den Notfall und die Besatzung muss die Kabinen nach zurückgebliebenen Passagieren absuchen, an den überprüften Türen werden Markierungen angebracht. Bei meiner Rückkehr findet gerade eine Nachbesprechung der Servicekräfte statt.
Ich erwarte mit Spannung den Raftsund, einen der wohl schönsten Teile der Reise. Leider will das Wetter überhaupt nicht mitspielen. Bei der Einfahrt (es sieht aus als ob wir auf eine Felswand zufahren würden) in den Raftsund regnet es, die Wolken hängen tief. Trotzdem stehen wir vorne unter der Brücke und beobachten diesen spektakulären Teil der Fahrt (entferntere Berge sind allerdings nicht zu sehen).
Als wir uns um 16:30 Uhr auf Deck 3 begeben um zur Seeadler-Safari ausgebootet zu werden, habe ich mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden - gleich wirds nass. Die Besatzung checkt unsere kleine Gruppe (ca. 15) aus und schaut auch etwas mitleidig. Auf dem Autodeck wird ein Schott nach draussen geöffnet, es schüttet gerade wie aus Eimern - aber das Licht ist seltsam, irgendwie sonnig.
Wir betreten die MS Orca, Lutz will nach hinten in Deckung - ich lieber vorne bleiben (wenn nass dann richtig). Als die MS Orca von der Nordlys ablegt reisst dann der Himmel auf, der Regen ist wie weggeblasen. Regenbogen hinter dem Schiff, blauer Himmel und der erste Seeadler.
Wir können unser Glück kaum fassen und setzen uns erst auf die Stühle als der Kapitän etwas mehr Gas gibt. Der Anblick der Nordlys in diesem Wetter ist atemberaubend. Mit dem ersten Seeadler klappt es nicht auf Anhieb, deswegen fahren wir in den Trollfjord, welchen wir aufgrund einer Abkürzung vor der Nordlys erreichen. Zwischendurch ein kleines Dorf am Ufer. Die Stimmung mit der Sonne und den Wolken ist einzigartig, allerdings für Fotos auch nicht einfach. Deshalb schalte ich RAW an beiden Kameras an um später besser korrigieren zu können.
Den Trollfjord möchte ich nicht beschreiben, man muss ihn gesehen haben.
Wir liegen am Ende der Sackgasse, hunderte von Möwen um unser kleines Schiff herum. Es herrscht trotzdem eine Ruhe, unbeschreiblich. Als die Nordlys in den Trollfjord einbiegt ist natürlich alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Die Decks sind voller Menschen, begeistert wird gewunken. Wir dürfen die Einfahrt und Wendemanöver erleben, viel Platz ist wirklich nicht. Bevor die Drehung abgeschlossen ist, verlassen wir den Trollfjord und setzen die Safari fort.
Eigentlich ist für mich der schönste Teil bereits erledigt, dann kamen die Seeadler - diese herrlichen Tieren zu beobachten ist eine Freude. Erst wurden Möwen angefüttert, wohl um die Aufmerksamkeit der Könige der Lüfte zu wecken. Sie waren zu hunderten rund um das Schiff und holten das Futter teilweise aus der Hand. Ich stehe vorne an der Ankerwinde und werde glücklicherweise nur einmal von einer Möwe getroffen, eine Mitreisende wurde komplett vollgesch...
Die Seeadler tauchten dann meist zu zweit oder dritt auf, flogen das Boot an und wurden mit Fischködern angelockt. Ein Tier holte sich den Köder direkt aus der Hand des Guides. Es waren mindestens 12-15 Tiere, genau gezählt habe ich in der Aufregung nicht. Die ersten Aufnahmen mache ich im Sportmodus, dann stelle ich die Kamera manuell ein. Die Adler bieten wunderschöne Motive. Die Einladung zu Kaffee und Kuchen unter Deck ignoriere ich, vorne auf der MS Orca ist einfach zuviel los.

Nachdem alle Seeadler satt sind und sich sogar zwei um einen Köder gestritten haben, setzen wir die Fahrt Richtung Svolvaer fort. Es geht durch einige enge Stellen, die manchmal auch ziemlich flach aussehen.
Die Nordlys kommt immer mal wieder in Sicht. Jetzt heisst es hinsetzen und festhalten, die Fahrt ist ein Erlebnis.
Wir erreichen Svolvaer vor unserem Schiff und können den Ort und die Svolvaergeita im Abendlicht bewundern. Beim Aussteigen helfen wir einer älteren Mitreisenden, da Boot und Steg recht stark schwanken. Der Abschied von der Besatzung der MS Orca ist herzlich, wir bedanken uns für eine grossartige Fahrt. Der Tourguide ist von meinen Fotos begeistert, ich schicke nach der Reise einige per email zu den Lofoten. Im Winter soll es hier Orcas geben, ich soll unbedingt wieder kommen.
Doch etwas durchgefroren aber glücklich stehen wir am Kai und warten auf die Nordlys, diese läuft dann kurze Zeit später tutend in den Hafen ein. Ziemlich gross unser Schiff. Die Rampen öffnen sich, unsere Mitreisenden strömen heraus. Wir werden von Mette freundlich begrüsst, sie fragt wie der Ausflug war. Unsere Begeisterung ist wohl ansteckend, wir sollen später bei ihr vorbeischauen.
In der Kabine dann ein schneller Blick auf die Fotos, dann Aufwärmen unter einer heissen Dusche. Das Abendessen startet um 19:30 Uhr, danach zeige ich Mette ein paar Fotos auf der Kamera. Wir dürfen am nächsten Tag an der Brückenführung teilnehmen.
Den Rest des Tages verbringen wir im Panoramasalon, nebenbei werden die Fotos gesichert.