Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

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Imo
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Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Imo »

Hallo Leute,

immer wieder lese ich von Leuten, dass Sie vor haben auszuwandern und sehe auch, dass es reichlich Leute gibt, die es wirklich gemacht haben. Ich frage mich immer wieder wie es dann so wirklich läuft, auch wenn die ersten vier Wochen überstanden sind. Deshalb mein Interesse: Wie geht es Euch heute damit? Fühlt Ihr Euch im neuen Land wirklich angekommen? Haben Kinder den Wechsel gut überstanden? Hat man wirklich die Chance am norwegischen Leben teizunehmen (Vereine, Elternsprecher etc.).

Es würde mich sehr freuen, wenn ich hier etwas dazu lesen könnte.

Simone
Kasi
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Kasi »

Hei,
ich habe es schon irgendwo anders hingeschrieben, schreibe aber trotzdem auch nochmal (man kommt sich ja immer ein wenig exhibitionistisch vor, wenn man in einem Forum über sich selbst schreibt). Bin jetzt seit 1 1/2 Jahren hier. Vor ca. 2 Monaten fiel mir auf, dass ich keine Beklemmung mehr habe, wenn ich mit fremden Leuten reden oder telefonieren soll, weil mein Norwegisch mittlerweile gut genug ist um in allen Situationen relativ souverän zu sein.
In meinem Job war es Anfang an so, dass ich mich total wohl gefühlt habe und das wird eigentlich immer besser.
Ich habe nicht das Gefühl, in dem Ort in dem ich wohne, in irgendeiner Weise dazu zu gehören und mag ihn auch nicht, ehrlich gesagt.
Es hilft, dass ich angefangen habe ins Fitnessstudio zu gehen und reite, man wird zumindestens nach einer Weile gegrüsst, letztens hat mich sogar jemand angequatscht.

Ich habe mehr Kontakt zu Ausländern, zum grossen Teil Deutschen und 2-3 norwegische Bekannte, die vielleicht mal Freunde werden.

Grüsse Kasi
Imo
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Imo »

Hallo Kasi,

das klingt nach es läuft - aber auch nicht mehr. Wie ist der Kontakt zu Deinen Arbeitskollegen? Kann man die Gegend ändern?

Melde mich nachher noch einmal.

Simone
muheijo
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von muheijo »

Imo hat geschrieben: Kann man die Gegend ändern?
meist nicht, die steht so da rum. :wink:

gruss, muheijo
"Nicht diejenigen sind zu fürchten, die anderer Meinung sind, sondern diejenigen, die anderer Meinung sind, aber zu feige, es zu sagen."

(Napoléon I.)
columbus
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von columbus »

Ich stelle in diesem Zuammenhang mal eine etwas provokative Frage:

" Meint denn jemand von Euch, dass ihr bei einem Umzug innerhalb Detschlands, sofort mehr Kontakte knüpfen könntet, wenn Ihr Euer gewohntes Umfeld mit einer kleineren Dorfgemeinschaft, in welcher Ihr Niemanden kennen würdet, eingtauscht hättet ?
( es ist mir durchaus klar, dass "Alles" auch berufs-, alters- und nicht zuletzt auch interessensabhängig ist !)
muheijo
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von muheijo »

columbus hat geschrieben:Ich stelle in diesem Zuammenhang mal eine etwas provokative Frage:

" Meint denn jemand von Euch, dass ihr bei einem Umzug innerhalb Detschlands, sofort mehr Kontakte knüpfen könntet, wenn Ihr Euer gewohntes Umfeld mit einer kleineren Dorfgemeinschaft, in welcher Ihr Niemanden kennen würdet, eingtauscht hättet ?
( es ist mir durchaus klar, dass "Alles" auch berufs-, alters- und nicht zuletzt auch interessensabhängig ist !)
diese frage ist sehr gut; sie macht næmlich sehr einfach klar, wie wichtig das sprachen-lernen ist. und selbst dann ist's noch schwer genug.

gruss, muheijo
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Barney Bär
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Barney Bär »

wir sind nicht mal ein jahr in norwegen. wir wohnen hier etwas lændlich und es ist hier nicht einfacher kontakte zu knuepfen, als in d auf dem land. macht uns aber nix, wir sind es erstens nicht anders gewohnt und zweitens ohnehin noch ziemlich mit uns selbst beschæftigt. ich wuesste auch gar nicht, wie ich das organisatorisch regeln sollte, z.b. von einem bekannten zum næchsten zu reisen.

elternsprecher der ersten klasse bin ich ohne umschweife geworden. es besteht auch ein gewisses interesse der einheimischen, das ich wg. grosser kinderschar nur nicht immer wahrnehmen kann. es liegt also mit an mir.

brauche ich hilfe, ist fast immer jemand da (ausser natuerlich, es sind alle gerade selber unterwegs). man hat uns auch schon um hilfe angegangen, wir sind also nicht "ausgeschlossen".

auch wir haben "auslændische" bekannte, aber auch norweger. generell denke ich, dass man mit zwei bis drei jahren rechnen muss, bis etwas mehr als nur small-talk kommt.
und klar kann man auch die gegend ændern, aber meist will man erst mal nicht, weil man froh ist, sich im neuen nest wieder etwas sicherer zu fuehlen. :wink:
noch ein interessanter schritt: man verlæsst den arbeitgeber, der einem bei den "ersten schritten" begleitet und geholfen hat. :shock: denn auch die vertraute umgebeung eines arbeitsplatzes, auf dem man weiss, was man zu erwarten hat, vermittelt sicherheit.

@columbus:

da wir auch diesen umzugsschritt schon gemacht haben (2x jeweils sage und schreibe 15 km): nein.

lg
Det22
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Det22 »

Kasi hat geschrieben:...........Ich habe nicht das Gefühl, in dem Ort in dem ich wohne, ................und mag ihn auch nicht, ehrlich gesagt. .............
Vielleicht ist das das Problem. :shock:
frosk
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von frosk »

Wir sind von der Stadt aufs Land gezogen - hier spricht man platt!!

Gut das ich das von meiner Oma noch konnte, so fand ich schnell Anschluß.

Stelle es mir ähnlich vor?!
lg Kirsten
Barney Bär
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Barney Bär »

:lol:
ich habe von zu hause aus hochdeutsch gesprochen.
in einem pfælzer dorf hat man mir dann erst mal bescheid gegeben, dass "mæ do schpresche, wie ææm de schnawwel gewachse iss". (sollte heissen "erwarte nicht, dass wir das auch machen, verstehs oder lasses sein, und bilde dir bloss nix auf dein elitæres deutsch ein" :shock: )

lg.
Kasi
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Kasi »

@Imo
Ja, dass ist mir auch gerade aufgefallen, als ich meinen Beitrag nochmal überflog: ich nehme es definitiv nicht so negativ wahr, wie es hier jetzt klingt. Ich fühle mich wohl und habe mich daran gewöhnt, dass alles in Norwegen ein wenig anders ist.

Also vielleicht zusammenfassend: es ist schön hier, aber auch nicht zu schön! Ich würde mich beim nächsten Umzug auf jeden Fall vorher umgucken, ob es die Angebote die mir wichtig sind, in der Nähe gibt.

Fröhliche, euphorische und norwegenverliebte Grüsse Kasi
Imo
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Imo »

Erst 'mal Danke für die antworten - besonders auch an Barneybär. Ich lese oft Beiträge von Dir und wußte dadurch von der Kinderschar. Wenn ich es richtig sehe arbeitet bei Dir der Mann und Du bist auch wegen der Kinder zu Hause. Wird auch genug zu tun sein. Vermissen Eure Kinder eigentlich die deutschen Freunde oder sind die norwegischen so stark vorhanden, dass sie an die anderen gar nicht mehr denken.

Ich selbst bin in der ehem. DDR mehrmals umgezogen. Zuerst war es die Ausbildung, dann die Arbeit. Später bin ich wieder zurück in meine Heimatstadt Berlin gezogen. In meinem ersten Dienstjahr habe ich da etwas erlebt, was ich kaum für möglich hielt. Beruflich ist es bei mir so, dass ich mit Menschen arbeite, meist ist es auch ein bestimmter Kreis von Leuten, zu denen ich regelmäßig Kontakt habe. Da lebte ich bereits seit einem Jahr in einer eigentlich sehr schönen Kleinstadt in Mecklenburg. So ganz nebenbei musste ich feststellen, dass ich bei den Leuten beruflich akzeptiert war, der Mensch aber überhaupt nicht. Ich war 23 Jahre und unverheiratet und trug auch noch schwarze Kleidung. Das waren alles Sachen, die irgendwie für die Leute in der Stadt nicht gingen.
Die Familie meines Mannes war 20 Jahre im Sauerland in sind dort bis zum Schluss nicht wirklich akzeptiert worden. Waren zum Beispiel nicht im Schützenverein und fanden das auch eher befremdlich.

@Kasi: Das Fitnesstudio ist aber bestimmt ein guter Weg. Ohne private Kontakte womöglich als Single stelle ich es mir schon total schwer vor!
Michaela_W
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Michaela_W »

Hallo,
bei uns war es so: zuerst ist mein Mann 2003 nach Norwegen gegangen. er war vom ersten Tag an von seiner Arbeitsstelle begeistert und er wurde auch herzlich in der Firma aufgenommen. Die Firma besorgte eine Wohnung und sponsorte einen Sprachkurs. Weil alles super lief, ging 2004 unser Sohn (damals 24 Jahre) hinterher. Auch hier große Beigeisterung vom Job, obwohl bei ihm in den ersten 3 Monaten sich das Heimweh breitmachte. Derweil hütete ich in Deutschland Haus, Hof und Hunde und mein "Nachkommen" wurde vorbereitet. 2005 war es dann soweit. Ich hatte es am schlimmsten, denn mich quälte das Heimweh das erste halbe Jahr Tag und Nacht. Wir wohnten in Trondheim. Trondheim ist zwar eine schöne Stadt, aber für uns sind es viel zu viel Menschen und Verkehr. Mit den Nachbarn im Haus hatten wir gute Kontakte, im Sommer saßen wir zusammen sogar draußen.
Unser Glück wurde aber erst im letzten Sommer komplett: wir kauften uns ein kleines Häuschen auf dem Lande, fernab von Trondheim. Allerdings ist der Weg zur Arbeit jetzt etwas länger. Wir wurden in der Gemeinde sehr neugierig und herzlich begrüßt. Schon während unseres Umzuges kamen immer mal wieder verschiedene Nachbarn vorbei und wollten wissen, wer wir denn nun eigentlich sind. Wir waren Gesprächsthema Nr. 1. Da hier die Häuser sehr vereinzelt stehen, sieht man sich nicht jeden Tag. Trifft man sich aber irgendwo wird grundsätzlich ein kleines Gespräch geführt. Und wir haben das Gefühl, daß wir willkommen sind. Achja, beim Umzug boten alle Arbeitskollegen ihre Hilfe an.
Halve dagene gått og ingenting gjort (Et trøndersk ordspråk) :D
Imo
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Imo »

@ Michaela:
Dann ist Dir selbst der Umzug offensichtlich auch schwer gefallen. Wie ist es jetzt in Deinem Alltag? Hast Du Bekannte außerhalb der Familie mit denen man auch mal quatschen könnte?

Und eine Frage an alle Hausfrauen: Haben sich Eure Koch- und Backgewohnheiten verändert. Frisches Obst und Gemüse ist ja so wahnsinnig teuer, dafür gibt es Fisch u.ä. in Unmengen. Hat sich das in Eurer Küche niedergeschlagen. Wie kommt man eigentlich ohne H-Milch aus?

Bin noch immer wißbegierig!

Simone
Barney Bär
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Re: Jahre in Norwegen - was ist geschehen?

Beitrag von Barney Bär »

Imo hat geschrieben:Wenn ich es richtig sehe arbeitet bei Dir der Mann und Du bist auch wegen der Kinder zu Hause.
richtig.
Imo hat geschrieben:Vermissen Eure Kinder eigentlich die deutschen Freunde oder sind die norwegischen so stark vorhanden, dass sie an die anderen gar nicht mehr denken.
klar, denken sie an die. vor allem am anfang, da gab es ja auch noch erhebliche sprachprobleme. aber langsam wird das besser und die ersten bande entwickeln/festigen sich. :) und sie denken auch immer noch gerne an den alten kindergarten und die alte klasse. je besser man sich eingelebt hat, um so mehr wird aus dem "vermissen" eine schøne erinnerung.

je juenger die kinder, desto einfacher haben sies. letzter "idealtermin" scheint mir das letzte kindergartenjahr zu sein.

lg.
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